Russische Kirche wirft Europa Verrat an syrischen Christen vor

Russische Kirche wirft Europa Verrat an syrischen Christen vor
Die Russische Orthodoxe Kirche hat den Regierungen Europas vorgeworfen, dem Untergang des Christentums in Syrien untätig zuzusehen.

"Wir sind sehr enttäuscht, dass Europa sich nicht um den Schutz der Christen kümmert", sagte Metropolit Hilarion, der Leiter des Kirchlichen Außenamtes, am Montagabend in Moskau. "Der Maßstab des Krieges ist so groß, dass die Existenz des Christentums in Syrien und den Nachbarländern gefährdet ist."

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In Syrien herrscht nach Einschätzung der orthodoxen Kirche kein Bürgerkrieg mehr, sondern ein Krieg verschiedener ausländischer Mächte auf dem Territorium eines fremden Landes. Ausländische Söldner und "Verbrecherbanden" aufseiten der Gegner des Assad-Regimes würden christliche Heiligtümer schänden. "Wenn diese Kräfte mit ausländischer Hilfe an die Macht kommen, wird vom Christentum in dieser Region nichts mehr übrig bleiben", sagte Hilarion.

Im benachbarten Irak etwa lebe nur noch ein Zehntel der einst 1,5 Millionen Christen. Auch diese Menschen müssten ständig um ihr Leben fürchten. "Dieser Umstand kümmert kaum jemanden in Europa", kritisierte der russisch-orthodoxe Außenamtschef: "Jedes Mal, wenn ich im Ausland bin, höre ich als Antwort auf meine Mahnungen nur Schweigen." Dies sei umso rätselhafter, als sich Europa doch eigentlich als christlicher Kontinent verstehe.

Gleichstellung Homosexueller zerstöre die Grundlagen der Gesellschaft

Auf scharfe Kritik des Moskauer Patriarchats stoßen auch die Gesetzesänderungen in verschiedenen europäischen Staaten zur rechtlichen Gleichstellung homosexueller Partnerschaften. Es gehe der russischen Kirche nicht darum, Menschen vorzuschreiben, mit wem sie zusammenleben wollten, sagte Hilarion. Das "Aufdrängen antichristlicher Normen" habe jedoch nichts mit Pluralismus zu tun, sondern zerstöre die Grundlagen der Gesellschaft.

Ungeachtet aller theologischen Unterschiede sei sich die russische Orthodoxie bei der Ablehnung gleichgeschlechtlicher Ehen, von Abtreibungen oder Sterbehilfe vollkommen einig mit der katholischen Kirche. Zu denjenigen protestantischen Kirchen, die gleichgeschlechtliche Paare segneten oder offen homosexuelle Bischöfe akzeptierten, würden hingegen "jegliche Kontakte" abgebrochen, kündigte Hilarion an. Ein Dialog mit solchen Kirchen sei sinnlos.