Alle Generationen unter einer Kuppel

Foto: Corinna Willführ
Alle Generationen unter einer Kuppel
Das Wehrheimer Weidenhaus ist inzwischen ergrünt
Unter dem Titel "Einmal unter der Weidenkuppel Gottesdienst feiern" stellten wir im Frühjahr eine Privatinitiative vor: das Wehrheimer Weidenprojekt. Dabei zeigten die Erzieherin Anke Wehr und der Schreiner Hannes Akman ein Modell ihrer Idee von einem ungewöhnlichen Gemeinschaftsraum für alle Generationen in freier Natur. Was ist seither daraus geworden?

René Vollmer war von Anfang an dabei. Mit rund zwei Dutzend Mitstreitern schnitt der 33-jährige im Januar frische Zweige, schleppte sie über einen verschneiten Hang zu einem Sammelort. Als am Palmsonntag ein kräftiger Ostwind wehte, war er erneut unter den nunmehr schon mehr als 50 Helfern. Zum Richtfest am Ende der Osterferien waren es mehr als 100 Menschen, die beim Anschlämmen auf dem Gelände am Bizzenbach östlich der Gemeinde Wehrheim halfen.

###mehr-artikel###Hand in Hand gaben sie die Gießkannen weiter, um die eingesetzten Weidenzweige mit Wasser zu versorgen. Zwei Wochen lang waren die Ruten zuvor von Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen in speziell angefertigte Schablonen zu Bündeln zusammen gefasst, mit Kordeln aus Sisal festgebunden und in die ausgehobene Gruben in die Erde gesetzt worden. Ein Kran half schließlich die Rundbögen für die sechs Meter hohe und zwölf Meter im Durchmesser reichende Kuppel aufzustellen.

Aus den in Eiseskälte eingepflanzten Zweigen sprießt mittlerweile üppiges Grün. "Während der Regen im Mai viele Menschen verärgert hat", sagt Hannes Akman, "war er für unser Projekt segensreich." Bis auf Körperhöhe ist das Blattwerk  bereits dicht, verdeckt viele der kleinen Holztafeln mit den Namen all der Menschen, die an der Weidenkuppel mitgearbeitet haben. Bis das Grün einmal den gesamten Bau mit seinem anschließenden Turm überwachsen wird, wird es noch dauern. Zwei, drei Jahre. Anke Wehr und Hannes Akman, die Initiatoren des Projekts, können aber bereits jetzt eine positive Bilanz ziehen. Ihr Anliegen war es, "kein Kunstwerk zum Anschauen zu schaffen, sondern einen Treffpunkt, der mit Leben erfüllt werden soll".

Dick eingepackt: Schnappschuss aus den Anfangszeiten der Arbeit an dem Weidenhaus.

Und ihre Idee kam an: So unterstützten auch 400 Jungen und Mädchen der Limes-Grundschule der Hochtaunus-Gemeinde durch den Erlös aus einem Sponsorenlauf das Projekt. Aus ihrer Spende soll im kommenden Jahr ein Regenschutz für einen der originellsten Veranstaltungsorte der Gemeinde angeschafft werden. Die Jungen und Mädchen des Wehrheimer Waldkindergartens gehörten auch ohne die Plane bereits zu den Nutzern. Erzieherin Andrea Pfäfflin: "Hier ist mit lebendem Material ein Ort geschaffen worden, den alle Generationen nützen können – und der, so hoffe ich, auch für viele Generationen bleibt."

###mehr-links###Wehrheims christdemokratischer Bürgermeister lobt, "dass das Weidenprojekt insbesondere für Kinder und Jugendliche ein Beweis dafür ist, wie mit Aktivitäten durch ehrenamtliches Engagement ein gemeinsames Ziel erreicht werden kann".

"Großartiges soziales Projekt"

Im Juni trafen sich Mitglieder des Bundes für Umwelt und Naturschutz, um auf improvisierten Stühlen aus Baumstämmen und Weidengeflecht und ausrangierten Schulbänken an der Weidenkuppel eine Veranstaltung zu planen. Katrin Willkomm, Vorsitzende des BUND-Ortsvereins Wehrheim: "Die Weidenkuppel ist ein großartiges soziales Projekt, in dem viel ehrenamtliches Engagement steckt und das in Zukunft hoffentlich von vielen Gruppen genutzt wird. Wir vom BUND freuen uns besonders, dass wir das Areal für unsere  Kinder- und Jugendgruppe, die 'Bunditen' nutzen können."

Willi, der Sohn von René und Margarete Vollmer gehört mit seinen 16 Monaten noch nicht zu den Bunditen. Für den Waldkindergarten haben ihn seine Eltern schon angemeldet. "Damit unser Sohn mitbekommt, wie wichtig es ist, die Natur wahrzunehmen und zu schützen", sagt Vater René. Er selbst will auch in den nächsten Wochen weiter mitarbeiten, beim Gießen helfen.

###autor###Denn die Wehrheimer Weidenkuppel braucht gerade in den Ferienmonaten nicht nur ideelle, sondern auch praktische Unterstützung. Damit die Zweige weiter austreiben, müssen sie regelmäßig gegossen werden. Die ersten Helfer haben sich bereits in eine Art Dienstplan eingetragen. Das Wasser werden sie übrigens nicht aus dem direkt am Gelände vorbeiführenden Bizzenbach entnehmen, sondern aus einer landwirtschaftlichen Wasserquelle. Denn würde dies geschehen, "wäre bald sämtlicher Lebensraum in dem kleinen Gewässer zerstört", so die Initiatoren. Das aber würde ihrem Konzept widersprechen, etwas Nachhaltiges für Mensch und Natur zu schaffen.

Für René Vollmer ist das schlüssig: "Denn der Willi soll da auch noch seine Freude dran haben" – an der Kuppel und dem Bach.