Juristin Jaeger und Theologin Breit-Keßler vermissen Streitkultur

Juristin Jaeger und Theologin Breit-Keßler vermissen Streitkultur
Die ehemalige Verfassungsrichterin Renate Jaeger und die Theologin Susanne Breit-Keßler bescheinigen den Deutschen einen Mangel an Streitkultur.

"Das ist das Problem in Deutschland", sagte die Münchner Regionalbischöfin Breit-Keßler dem evangelischen Monatsmagazin "chrismon" (Juliheft): "Man geht davon aus, dass der andere eine böse Absicht hat." Die Einsicht, dass man sich irren könnte, gehe immer mehr verloren. Jaeger sprach in diesem Zusammenhang von Kommunikationsdefiziten, die durch Vereinzelung und fehlenden Zusammenhalt entstünden. "Aus dem Alleinsein folgt großes Misstrauen. Alle gegen mich!" sagte Jaeger. Als Richterin könne man immerhin den Verlauf einer Auseinandersetzung beeinflussen: "Der Rhythmus eines Streites ist ganz wichtig."

Um kompromisslose Rechthaberei zu vermeiden, sei es nötig, Abstand zu den Dingen zu gewinnen, sagte Breit-Keßler. Jaeger plädierte dafür, das Recht an manchen Stellen eindeutiger zu gestalten, so dass es auch ohne gerichtliche Durchsetzung funktioniere. "Im Hartz-IV-Bereich sind die Gesetze so unbestimmt, dass sie zulasten der Empfänger ausgelegt werden," sagte die Juristin.