Rechnungshof kritisiert Fehlsteuerung bei Arbeitsagenturen

Rechnungshof kritisiert Fehlsteuerung bei Arbeitsagenturen
Der Bundesrechnungshof sieht in einem nicht-öffentlichen Bericht Fehlentwicklungen bei der Bundesagentur für Arbeit (BA). Das berichtet "Der Spiegel" und zitiert aus dem Papier, in dem der Rechnungshof der BA vorwirft, sich vorrangig um leicht vermittelbare Arbeitslose zu kümmern, die anderen dagegen weitgehend zu ignorieren.

In dem Papier sei die Rede von "Fehlsteuerungen" und "Entwicklungen, die dem gesetzlichen Auftrag zuwiderlaufen". Die BA teilte dem "Spiegel" mit, sie nehme den Bericht sehr ernst, befinde sich dazu in konstruktiven Gesprächen mit dem Rechnungshof und dem eigenen Verwaltungsrat.

Die Prüfer prangerten demnach zudem "Manipulationen" zur Verbesserung der Erfolgsbilanz an und hielten es für nötig, alle Agenturen auf geschönte Statistiken überprüfen zu lassen. Dabei legten sie gegebenenfalls auch "personalrechtliche" und "strafrechtliche Konsequenzen" nahe.

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Der Rechnungshof habe in einer Stichprobe sieben der 156 Arbeitsagenturen sowie sieben Regionaldirektionen drei Monate lang untersucht. "Die Tatsache, dass wir in allen geprüften Agenturen Fehlsteuerungen festgestellt haben, zeigt, dass es sich um ein grundsätzliches Problem handelt", zitiert der "Spiegel" aus dem Fazit des Berichts.

Kern der Vorwürfe sei, dass die Agenturen sich auf die Kunden konzentrierten, die am ehesten auch ohne Hilfe auf dem Arbeitsmarkt unterkämen. Weil jede Vermittlung im internen Zählsystem gleich viel wert sei, versuchten die Agenturen so, die hohen Vorgaben aus der Zentrale zu erfüllen. Dagegen würden Arbeitslose mit Vermittlungshemmnissen schlechter betreut, da es schwerer sei, mit ihnen die Ziele zu schaffen. Die Prüfer hätten festgestellt, dass die Arbeitsvermittler in den drei Monaten für mehr als 50 Prozent der Langzeitarbeitslosen keinen Stellensuchlauf gemacht und zu 45 Prozent keinen ernstzunehmenden Kontakt aufgenommen hatten.

Interne Weisungen ziehen aussichtsreiche Bewerber vor

Dieselbe Fehlsteuerung äußert sich laut Rechnungshofbericht in internen Weisungen, wonach nur aussichtsreiche Bewerber sofort einen Termin beim Vermittler bekommen sollten. Die Prüfer warfen der BA eine "diskriminierende Vorgehensweise" vor. Um die Ziele zu erfüllen, kam es zudem laut Rechnungshof zu erheblichen Manipulationen. So stieß er auf die Praxis, dass Lehrlinge, die ohnehin von ihrer Firma übernommen werden sollten, später als erfolgreich vermittelt gezählt wurden. "Die bloße Erfassung von sicheren Übertritten mit dem Ziel einer Zählung stellt aus unserer Sicht eine Manipulation dar", heißt es in dem Bericht.

Laut Bundesarbeitsagentur sei schon jetzt als Konsequenz das Zielsystem weiterentwickelt worden. Bei den Manipulationsvorwürfen folge "die BA der Kritik des Rechnungshofs", allerdings gebe es "keine systematischen Manipulationen"; sie seien auch nicht im System der BA angelegt, hieß es.