Zusammenstöße bei neuen Massenprotesten in Brasilien

Foto: dpa/Felipe Trueba
Zusammenstöße bei neuen Massenprotesten in Brasilien
In Brasilien haben die sozialen Proteste einen neuen Höhepunkt erreicht. Am Donnerstag (Ortszeit) gingen nach Schätzungen landesweit mehr als 1,2 Millionen Menschen "für ein besseres Brasilien" auf die Straße.

In über 100 Städten demonstrierten sie für funktionierende Krankenhäuser, Schulen und Verkehrssysteme. Der größte Protestzug mit 300.000 Menschen zog durch Rio de Janeiro, wo es wie an mehreren anderen Orten zu heftigen Zusammenstößen mit der Polizei kam.

###mehr-artikel###In der Stadt Ribeirão Preto im Südwesten starb ein Mann während der Proteste, als ein Fahrer sein Auto in die Demonstration lenkte. Präsidentin Dilma Rousseff verschob einen geplanten Japan-Besuch und rief ihre Minister für Freitag zu einer Krisensitzung zusammen. Die Massenproteste überschatten den Fußball-Confederations-Cup, der derzeit in Brasilien zur Vorbereitung auf die WM im nächsten Jahr ausgetragen wird.

In Salvador im Nordosten Brasiliens, wo Uruguay gegen Nigeria spielte, setzte die Polizei in der Nähe des Stadions Tränengas und Gummigeschosse gegen Demonstranten ein, die laut Presseberichten mit Steinwürfen versuchten, eine Polizeiblockade zu durchbrechen. Landesweit wurden Hunderte Menschen verletzt, viele wurden festgenommen.

Sturm auf Außenministerium verhindert

In der Hauptstadt Brasilia verhinderten Polizeikräfte einen Sturm auf das Außenministerium. Zehntausende Menschen belagerten stundenlang das Regierungsviertel. In Rio zogen 300.000 Demonstranten friedlich vom Zentrum vor das Bürgermeisteramt, wo es zu Zusammenstößen mit der Polizei kam. In vielen Städten wurden Autos angezündet und Fensterscheiben eingeworfen.

Auslöser der Protestwelle war die Erhöhung von Fahrpreisen. Mittlerweile richten sich die Proteste auch gegen Korruption in der Politik und gegen die Verschwendung von Steuergeldern. Kritisiert werden besonders die Milliarden-Ausgaben für die Fußball-WM im kommenden Jahr und die Olympischen Spiele 2016. Obwohl die Preiserhöhungen im öffentlichen Nahverkehr inzwischen zurückgenommen wurden, nehmen die Proteste weiter zu.

Unter den Demonstranten kam es teilweise zum Streit zwischen Gewerkschaftern und Anhängern der regierenden Arbeiterpartei PT.  Auch Journalisten wurden bei ihrer Arbeit behindert, ein Fernsehreporter des Senders "Globo" wurde von einem Gummigeschoss an der Stirn getroffen.