Bischof July fordert mehr Geld für die Altenpflege

Bischof July fordert mehr Geld für die Altenpflege
Der württembergische Landesbischof Frank Otfried July fordert eine bessere Finanzierung der Altenpflege. So könnte es zum Beispiel einen Solidaritätszuschlag für die Pflege geben, sagte der evangelische Bischof am Donnerstagabend bei der Aufzeichnung der evangelischen Fernseh-Talkshow "Tacheles" in der Marktkirche in Hannover.

Die Arbeit der Pflegekräfte müsse gesellschaftlich besser anerkannt werden: "Wir schätzen die Altenpflege nicht nur finanziell, sondern auch sonst zu wenig wert."Die finanziellen Rahmenbedingungen für die Pflege stellten auch kirchliche Anbieter zeitweise "vor eine unglaubliche Zerreißprobe", sagte der Bischof und ehemalige Direktor eines Diakoniewerkes. "Ich bin dagegen, dass wir die verfehlten Rahmenbedingungen durch Spenden auffangen", sagte July. Dennoch müsse es angesichts von 2,5 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland einen gesamtgesellschaftlichen Ruck geben. "Wir werden neu entdecken müssen, dass es so etwas wie soziale Nachbarschaft geben muss."

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Die Journalistin Anette Dowideit sprach mit Blick auf die Altenpflege in Heimen von einem krankendem System. "Die Pflege ist chronisch überfordert", sagte die Reporterin und Buchautorin, die zwei Jahre lang in Altenheimen recherchiert hat. So litten rund 40.000 Bewohner unter Durst, weil es in den Heimen nicht genügend Personal gebe, um ihnen regelmäßig Getränke zu reichen. "Wenn das in der Kindertagespflege so wäre, dann wäre ein riesiger Aufschrei in Deutschland."

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Der Direktor des Verbandes der privaten Krankenversicherung in Köln, Volker Leienbach, warnte davor, die Pflege in Heimen schlecht zu reden. "Es wird immer Pflegeheime geben müssen", sagte er. Eine 24-Stunden-Pflege zu Hause überlaste Angehörige und sei mit ambulanten Pflegediensten nicht finanzierbar. Zudem werde es bei sinkender Geburtenrate künftig weniger pflegende Angehörige geben. Leienbach warb für eine private Vorsorge für die Pflege: "Wir werden mit großer Wahrscheinlichkeit nie zu einer Volldeckung des Pflegerisikos mit staatlichen Leistungen kommen."