"Gott, hilf mir! Denn das Wasser geht mir bis an die Kehle"

Foto: dpa/Arno Burgi
"Gott, hilf mir! Denn das Wasser geht mir bis an die Kehle"
In den Hochwassergebieten in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Bayern sind Menschen traumatisiert. Viele haben ihr Haus, ihr Hab und Gut verloren. Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens ruft zu Spenden auf - und versucht, selbst Trost zu spenden. In den evangelischen Gottesdiensten wird an diesem Sonntag dieses Kanzelwort von Landesbischof Jochen Bohl vorgelesen.

Liebe Brüder und Schwestern,

für die Bürgerinnen und Bürger an den Flüssen unseres Landes ist es die Rückkehr eines Albtraumes, den sie im Jahr 2002 durchleiden mussten: wiederum sahen sie sich unaufhaltsam steigenden Wassermassen ausgesetzt. Erneut haben viele enorme Schäden erlitten und wurden durch die Ereignisse an ihren Seelen verletzt.

Landesbischof Jochen Bohl
Mancher wird wie der Psalmist empfinden, dem das Wasser bis an die Kehle geht (Psalm 69,1). Als ich in Döbeln und Colditz unterwegs war, um mir ein Bild von der Situation zu machen, habe ich mit zutiefst erschütterten Menschen gesprochen, die daran zweifeln, ob sie die Kräfte haben werden, die jetzt für den Wiederaufbau gebraucht werden. Mehrmals hörte ich sagen, dass "wir 11 Jahre älter geworden sind". Woher soll die Kraft kommen, noch einmal von vorn anzufangen?

Zugleich war ich tief beeindruckt von der großen Hilfsbereitschaft in den Nachbarschaften. Auch viele Glieder unserer Gemeinden haben den Betroffenen in den letzten Tagen beigestanden, ihre Wohnungen geöffnet für die Evakuierten, Häuser und Wohnungen gereinigt. Ich danke allen, die durch Wort und Tat gezeigt haben, dass die Betroffenen nicht allein sind sondern sich von der Anteilnahme ihrer Mitmenschen getragen fühlen dürfen. "Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen" (Galater 6,2).

Um die Not lindern zu können, braucht es neben Trost und praktischer Hilfe auch Geld. Darum bitten wir alle Kirchgemeinden heute, am 2. Sonntag nach Trinitatis, die Kollekte für die Flutopferhilfe zu bestimmen. So haben wir es vor 11 Jahren bereits gehalten; die Gaben werden den Grundstock für das Spendenkonto der Diakonie Sachsen bilden.

###mehr-links### Es ist ein Zeichen der Verbundenheit, dass in unseren Partnerkirchen Hannover und Braunschweig an diesem Sonntag ebenfalls für die Flutopfer gesammelt wird. Dafür sind wir sehr dankbar.

Es fällt uns nicht leicht, unseren Glauben mit einer solchen Katastrophe zusammenzubringen – wenn wir auch ahnen, dass eine Ursache extremer Wetterereignisse in menschlichem Verhalten zu suchen ist. Die Beter der Psalmen weisen uns einen Weg. Sie klagen Gott, was sie bedrückt, und da ist auch von Wasserfluten und Schlamm die Rede (Psalm 69, 2-3). Indem wir unserem Vater im Himmel unsere Not anvertrauen, empfangen wir Hilfe; das sind die Kraft, die er schenken kann und die Zuversicht, die er wachsen lässt. Möge diese Kollekte zum Zeichen werden, dass Gott uns nach seiner großen Güte mit seiner treuen Hilfe erhört (Psalm 69,14).

Dankbar für Ihren Beitrag zu der heutigen Kollekte grüßt Sie

Ihr

Jochen Bohl

Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens