Hochwasser hat Ostdeutschland weiter im Griff

Hochwasser hat Ostdeutschland weiter im Griff
Die Lage in den ostdeutschen Hochwassergebieten verharrt auf kritischem Niveau.

Zugespitzt hat sich die Lage am Freitag insbesondere an der Elbe in Brandenburg und in Sachsen-Anhalt. Leichte Entspannung wurde dagegen von der Elbe in Sachsen und der Saale im Süden Sachsen-Anhalts gemeldet. Auch in Niederbayern sanken die Pegel. An der niedersächsischen Elbe trafen derweil Helfer weiter Vorbereitungen für die erwarteten Überschwemmungen.

###mehr-artikel###In den ostdeutschen Flutgebieten unterstützt die Bundeswehr mit einem Großaufgebot von mehr als 11.000 Soldaten die zahlreichen Freiwilligen vor Ort. Die meisten Bundeswehr-Helfer waren am Freitag in Sachsen (3.600) und Sachsen-Anhalt (3.500) im Einsatz.

Dramatisch zugespitzt hat sich die Lage am Freitagmorgen in Magdeburg. In der Nacht sei der Höchststand der verheerenden Flut von 2002 am Pegel der Strombrücke überstiegen worden, teilte die Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts mit. Zwischen 5.00 und 6.00 Uhr habe die Elbe die Marke von sieben Metern erreicht, die Tendenz sei steigend. Mindestens eine Straße im tiefer gelegenen Süden sei überspült.

###mehr-info-84475###Bei der Flut 2002 waren als Höchststand an der Strombrücke in der Mitte des Stadtgebietes 6,72 Meter gemessen worden. Bislang wird damit gerechnet, dass die Elbe in Magdeburg am Sonntag einen Rekord-Pegelstand von 7,20 Meter erreichen könnte.

Auch in Brandenburg war die Lage kritisch. In Mühlberg wurde im Tagesverlauf mit dem Scheitel an der Elbe gerechnet. Um 8.00 Uhr betrug der Pegelwert dort 9,89 Meter. Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) sowie weitere Mitglieder der Landesregierung wollten sich am Freitag wiederum in verschiedenen Regionen des Landes über die aktuelle Hochwasserlage sowie Maßnahmen zur Bekämpfung der Flut erkundigen.

In Sachsen entspannte sich die Hochwasserlage ganz leicht. In Dresden lag der Wasserstand am Freitagmorgen um 8.00 Uhr bei 8,61 Meter. Am Donnerstagmorgen waren es noch 8,75 Meter. Beim sogenannten Jahrhunderthochwasser 2002 hatte die Elbe in Dresden eine Höchstmarke von 9,40 Meter erreicht.

Derweil wurden nach dem Rückgang des Hochwassers in Gera erhebliche Schäden an Kultureinrichtungen sichtbar. Das Geburtshaus des Malers Otto Dix im Ortsteil Untermhaus sei durch die Fluten der Weißen Elster stark in Mitleidenschaft gezogen und bis auf weiteres geschlossen, sagte eine Sprecherin der Stadtverwaltung am Freitag.

In Niederbayern verzeichneten die Behörden am Freitagvormittag sinkende Pegel. Im Landkreis Deggendorf, wo die Fluten verheerend gewütet hatten, gingen die Wassermassen laut Landratsamt langsam zurück. Ähnlich war die Situation in Straubing. Dort sprach das Landratsamt von einer "insgesamt positiven Entwicklung", die Dämme blieben stabil. 

An der niedersächsischen Elbe wird der Scheitelpunkt des Hochwassers Mitte der kommenden Woche erwartet. Der historische Stadtkern von Hitzacker soll bis Sonntag vorsorglich evakuiert werden.

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund prangerte angesichts der Flut Versäumnisse beim Hochwasserschutz an. "Einige der notwendigen Deichbauten haben sich in den letzten Jahren verzögert, weil etwa Bürgerinitiativen gegen diese Vorhaben gekämpft haben", sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg der "Passauer Neuen Presse" vom Freitag. Dem Hochwasserschutz müsse im Zweifel Vorrang vor dem Naturschutz eingeräumt werden, betonte er.