Mindestens 15 Tote bei Protesten von Islamisten in Bangladesch

Mindestens 15 Tote bei Protesten von Islamisten in Bangladesch
Bei Straßenschlachten zwischen Sicherheitskräften und Islamisten sind in Bangladesch bislang mindestens 15 Menschen getötet worden. Die Polizei ging am Montag den zweiten Tag in Folge gegen Demonstranten in der Hauptstadt Dhaka vor, die drakonische Strafen für Gotteslästerer fordern, wie Medien in dem südasiatischen Land berichteten. Die Menschenrechtsorganisation "Gesellschaft für bedrohte Völker" warnte vor einer Einschränkung der Religionsfreiheit in Bangladesch.

Hunderttausende Anhänger der Bewegung Hefajat-e-Islam (Beschützer des Islams) hatten bereits am Sonntag in Dhaka protestiert, um die säkulare Regierung von Ministerpräsidentin Sheikh Hasina zu Zugeständnissen zu zwingen. Die Polizei verhängte ein Demonstrationsverbot in der Hauptstadt und brachte Hefajat-Anführer Allama Shah Ahmad Shafi von Dhaka in das rund 200 Kilometer entfernte Chittagong am Golf von Bengalen.

Die Gewaltwelle folgt nur knapp zwei Wochen nach dem bislang größten Industrieunglück des Landes, bei dem mehr als 600 Menschen ums Leben kamen. Ein Gebäude mit mehreren Textilfabriken war in einem Vorort der Hauptstadt am 24. April eingestürzt. Hunderte Arbeiterinnen und Arbeiter wurden unter den Trümmern begraben.

Die Hefajat-Anhänger verlangen von der Regierung die Bestrafung von Bloggern, die im Internet angeblich den Islam und den Propheten Mohammed beleidigt haben. Gotteslästerung soll künftig mit einem Anti-Blasphemie-Gesetz nach dem Vorbild von Pakistan geahndet werden. Das islamische Nachbarland hat eine drakonische Regelung, wonach auf Blasphemie die Todesstrafe steht.

Bangladesch hatte sich 1971 in einem brutal geführten Krieg von Pakistan abgespalten. Doch bislang ist dem Land eine religiöse Radikalisierung wie in Pakistan erspart geblieben. Die Hefajat, die ihre Basis in den Madrassen, den Religionsschulen des Landes, hat, verlangt auch eine stärkere Trennung von Männern und Frauen im Alltag.

Klima der Angst

Muslime machen etwa 90 Prozent der Bevölkerung Bangladeschs aus. Die übrigen sind Hindus, Buddhisten und Christen oder gehören anderen Glaubensgemeinschaften an. Mit dem Erstarken der religiösen Hardliner haben auch die Angriffe auf diese Minderheiten zugenommen. Die Spannungen zwischen liberalen und islamistischen Kräften dürften sich weiter verschärfen, wenn im September eine Übergangsregierung die politischen Geschäfte bis zu den Wahlen im Januar 2014 übernimmt.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker erklärte am Montag in Göttingen, Rufe nach einer Einführung des islamischen Scharia-Rechts in Bangladesch schürten ein Klima der Angst unter Hindus, Christen und Buddhisten. Die Menschenrechtsorganisation forderte einen besseren Schutz für religiöse Minderheiten. Bangladesch drohe ein Exodus dieser Gruppen, wenn sie vor Übergriffen radikaler Islamisten nicht besser geschützt würden.

Allein in den vergangenen drei Monaten wurden der Organisation zufolge 50 hinduistische und zahlreiche buddhistische Tempel, 1.500 Wohnhäuser und 300 Geschäfte zerstört oder niedergebrannt. Die schleichende Islamisierung des Landes nehme immer erschreckendere Ausmaße an. Für Blogger und Journalisten werde es immer gefährlicher, sich kritisch zu Fragen des Islam zu äußern.