Papst fordert politische Lösung des Syrienkonflikts

Papst fordert politische Lösung des Syrienkonflikts
Franziskus hofft auf Freilassung entführter Bischöfe
Rätselraten über den Verbleib der am Montag in Syrien entführten orthodoxen Bischöfe: Möglicherweise waren Berichte über deren Freilassung vorschnell.

Papst Franziskus hat vor dem Hintergrund der Entführung von zwei orthodoxen Bischöfen in Aleppo erneut ein Ende des syrischen Bürgerkriegs gefordert. "Die Verschleppung des griechisch-orthodoxen und des syrisch-orthodoxen Metropoliten von Aleppo ist ein weiteres Zeichen für die tragische Situation der geliebten syrischen Nation, wo Gewalt und Waffen weiterhin Tod und Leiden säen", sagte er am Mittwoch bei der Generalaudienz auf dem römischen Petersplatz.

###mehr-artikel###Der Verbleib der beiden hohen christlichen Würdenträger war am Mittag weiter unklar. Berichte über deren Freilassung vom Vortag hatten sich nicht bestätigt.Vor Zehntausenden Gläubigen äußerte der Papst die Hoffnung, dass die beiden am Montag entführten Bischöfe umgehend freigelassen werden. "Das Blutvergehen muss aufhören", mahnte das Kirchenoberhaupt angesichts der wachsenden Gewalt in Syrien. "Die Bevölkerung muss die nötige humanitäre Hilfe erhalten und es muss so bald wie möglich eine politische Lösung der Krise gefunden werden."

Der griechisch-melkitische Erzbischof von Aleppo, Jean Clément Jeanbart, hatte zuvor Berichte über eine angebliche Freilassung von Gregorios Juhanna Ibrahim und Bulos al Jasidschi vom Vortag als unzutreffend zurückgewiesen. Die beiden Bischöfe seien in der Nacht auf Mittwoch noch nicht wieder auf freiem Fuß gewesen, sagte Jeanbart dem katholischen Nachrichtendienst Asianews. Verhandlungen mit den Entführern über deren Freilassung hätten bislang zu keinem Ergebnis geführt. Bislang herrscht Unklarheit über die Motive der Entführer.

Bischöfe wieder in Aleppo?

Der Verbleib der beiden Bischöfe aus Aleppo bleibe unklar, berichtete auch der britische Sender BBC. Zwar gebe es Informationen, beide hohen christlichen Würdenträger seien wieder in Aleppo. Doch andere Quellen teilten dem BBC mit, ihre Familien sorgten sich weiter über ihren Verbleib. Zunächst hatte es geheißen, beide Bischöfe seien auf dem Weg zu einem humanitären Einsatz an einem Kontrollposten verschleppt worden. Unter Bezug auf Augenzeugen berichtete Asianews nun, die beiden hätten vor dem Überfall auf ihren Wagen, bei dem der Fahrer getötet wurde, über die Freilassung zweier im Februar entführter Priester verhandelt.

Der Vatikan hatte sich nach der Entführung der beiden orthodoxen Bischöfe und der Tötung ihres Fahrers tief besorgt geäußert. Vatikansprecher Federico Lombardi sagte, die Verschleppung der beiden Metropoliten zeige die "tragische Situation der Bevölkerung und der christlichen Gemeinschaften in Syrien". Die Entführung sei Teil der wachsenden Gewalt im Rahmen einer humanitären "Notlage größten Ausmaßes", sagte Lombardi.

Rund 70.000 Tote

Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden in dem seit mehr als zwei Jahren andauernden blutigen Konflikt zwischen der Regierung von Präsident Baschar al Assad und der bewaffneten Opposition bislang etwa 70.000 Menschen getötet. Mehr als eine Million Menschen flohen aus ihrer Heimat. Die syrische Bevölkerung ist religiös sehr vielfältig: Christen machen etwa zehn Prozent aus. Die Mehrheit der 23 Millionen Syrier sind sunnitische Muslime. Doch die Regierung wird von Alawiten und Christen dominiert. In den vergangenen Monaten gehen radikale Islamisten zunehmend gegen Christen und Alawiten vor.