Lammert: Geld kann Gesellschaft nicht zusammenhalten

Lammert: Geld kann Gesellschaft nicht zusammenhalten
Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hat die Bedeutung religiöser Überzeugungen für das Funktionieren einer Demokratie betont.

"Gesellschaftlicher Zusammenhalt kann nicht durch Wirtschaft gestiftet werden, ganz sicher nicht durch Geld und noch nicht einmal durch Politik", sagte er am Freitagabend zum Auftakt der "Wormser Religionsgespräche". Das deutsche Grundgesetz sei ein "hoch ideologischer, tief religiös geprägter Text". Ein liberaler Staat könne und dürfe nicht auf religiöse Bezüge verzichten, erklärte Lammert vor mehr als 400 Zuhörern.

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Zugleich müsse es in einer Demokratie eine saubere Trennung von Religion und Politik geben, da Religionen von Wahrheiten handelten, Politik hingegen von Mehrheitsinteressen, die sich jederzeit wandeln könnten. Der Bundestagspräsident, der sich selbst als praktizierenden Christen bezeichnete, wies auf Parallelen zwischen den Problemen der großen Kirchen und der politischen Parteien hin. In der Bevölkerung gebe es ein anhaltend hohes Interesse an Politik und eine nach wie vor überragende Akzeptanz christlicher Werte. Zugleich verlören Parteien und Kirchen dramatisch an Rückhalt.

Erinnerung an Dialog vor 500 Jahren

"Die Kundschaft bestätigt die Relevanz des Produkts, will aber mit den Handelsorganisationen möglichst wenig zu tun haben", sagte Lammert. Weder Kirchen noch Parteien hätten bislang eine Antwort auf diese Herausforderung gefunden, die sich in ähnlicher Weise allerdings für fast alle gesellschaftlichen Kräfte "mit Ausnahme vielleicht der Feuerwehr" stelle.

Bei den "Wormser Religionsgesprächen" finden bis Sonntag Podiumsdiskussionen, Vorträge und Gottesdienste statt. Die Stadt Worms und die evangelische Kirche wollen damit an die historischen Wormser Religionsgespräche vor rund 500 Jahren erinnern. Nach der endgültigen Kirchenspaltung hatte es in der Stadt 1541 und 1557 zwei katholisch-protestantische Treffen gegeben, auf denen ein Konsens in den strittigen Glaubensfragen gesucht wurde. Die Dialogversuche brachten aber keine Einigung.