EKD-Chef Schneider: Rufe nach kirchenfernem Staat nicht überbewerten

EKD-Chef Schneider: Rufe nach kirchenfernem Staat nicht überbewerten
Der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider blickt gelassen auf politische Forderungen nach einer stärkeren Trennung zwischen Kirche und Staat.
15.04.2013
epd
Thomas Schiller

"Ob diese Stimmen wirklich so stark sind, wage ich zu bezweifeln", sagte Schneider dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Immer noch seien fast zwei Drittel der Menschen in Deutschland Mitglied in einer der beiden großen Kirchen. "Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass unsere Gesprächspartner in der Politik überwiegend zu schätzen wissen, dass Deutschland eben kein laizistischer Staat ist", sagte der oberste Repräsentant der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Knapp ein halbes Jahr vor der Bundestagswahl ließ Schneider keine Präferenz für ein politisches Lager erkennen: "Wir haben mit allen Bundesregierungen gut zusammenarbeiten können", sagte er: "Und wir haben in allen Parteien Menschen, die ihren Glauben überzeugend leben und die sich darum bemühen, aus ihrer christlichen Grundhaltung heraus Politik zu machen. Das ist keine christliche Politik, aber Politik von Christenmenschen, und zwar parteiübergreifend."

Das geltende Staatskirchenrecht hält Schneider, der Anfang März als Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland ausgeschieden ist und das Amt an der EKD-Spitze noch bis 2015 ausüben wird, für vorbildhaft. Er hoffe, dass sich in der Zukunft daraus ein Religionsrecht für alle Religionen entwickelt, das Rechtssicherheit und Entfaltungsmöglichkeiten im Sinne der positiven Religionsfreiheit sichere - "also der Freiheit zur Religion und nicht nur der Freiheit von Religion".

So sehr der Glaube von einzelnen Menschen gelebt werden müsse, er sei "nicht reine Privatsache, weil er den öffentlichen Raum wesentlich mitgestaltet und mitbestimmt". "Wenn das in friedlicher Weise geschieht, profitiert die Gesellschaft davon", sagte Schneider.