Verfolgung der Christen befürchtet: Bischof sieht Machtwechsel in Syrien skeptisch

Verfolgung der Christen befürchtet: Bischof sieht Machtwechsel in Syrien skeptisch
Der Erzbischof der syrisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Julius Hanna Aydin, fürchtet bei einem Machtwechsel in Syrien eine Verfolgung der Christen.
10.09.2012
epd
Holger Spierig

Wenn eine radikalere islamische Regierung an die Macht käme, wären Christen ihres Lebens nicht mehr sicher, sagte Aydin in Warburg dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Dann wären Verhältnisse zu befürchten wie in Ägypten oder im Irak", warnte der Bischof. Der syrische Präsident Baschar al-Assad habe trotz aller Kritik Christen eine freie Entfaltung gewährt. 

Die Christen seien nicht prinzipiell gegen einen Regierungswechsel in Syrien, erklärte der Bischof weiter. "Auch wir wollen Demokratie und Freiheit", unterstrich Aydin. In Syrien herrschten jedoch andere Maßstäbe, als es sich in Freiheit aufgewachsene Europäer vorstellten. Die Aufständischen seien zudem keine einheitliche Gruppe. Unter ihnen seien radikale Islamisten und kriegerische Clanführer.

Unterstützung aus Europa komme bei den Christen in Syrien nicht an, beklagte Aydin. Der Bischof plädierte dafür, Hilfen von Kirchen und christlichen Gemeinschaften deshalb über die Kirchen vor Ort verteilen zu lassen. "Wir brauchen Hilfe von unseren Schwesterkirchen", erklärte Aydin. An die Bundesregierung appellierte der Bischof, Flüchtlinge aus Syrien in Deutschland aufzunehmen. Bislang kämen nur dann syrische Flüchtlinge nach Deutschland, wenn sie illegal einreisten, kritisierte der Bischof.

Viele syrisch-orthodoxe Christen seien in die Dörfer geflüchtet, sagte Aydin. "Dort haben sie aber keine Lebensmittel und keine Medizin", berichtete der Bischof. In der Stadt Homs sei eine große Kirche in den kriegerischen Auseinandersetzungen zerstört worden.

Eine Lösung für den Konflikt sieht der Bischof in weite Ferne gerückt. Nötig sei ein Waffenstillstand, damit ein Dialog zwischen Regierung und den Aufständischen beginnen könne. Solange die Rebellen aus den USA und Europa mit Geld und Waffen unterstützt würden, gebe es jedoch kein Interesse an einer Waffenruhe.