Expertin: Zuwanderer aus Südosteuropa Opfer rassistischer Klischees

Expertin: Zuwanderer aus Südosteuropa Opfer rassistischer Klischees
In der Debatte über die Zuwanderung von Rumänen und Bulgaren nach Deutschland beklagt die Soziologin Alexandra Graevskaia vom Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung rassistische Klischees.
29.03.2013
epd
Miriam Bunjes

Die Einwanderer aus den südosteuropäischen Staaten würden oft allgemein als "Roma" oder "Sinti und Roma" bezeichnet, wenn es um Armutsprobleme gehe, sagte die Forscherin dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Die Migranten erscheinen als eine einheitliche Gruppe, die sie gar nicht sind." Soziale Probleme würden in der öffentlichen Debatte mit der Ethnie der Roma in Verbindung gebracht, kritisiert Graevskaia, die seit Jahren über Antiziganismus (Zigeunerfeindlichkeit) forscht. Überbelegte Abbruchhäuser, deren Müllcontainer überquellen, erschienen als schwieriges Gruppenverhalten. "Dabei entstehen sie durch deren Vermieter", sagt Graevskaia.

Die Stereotype über Roma seien Jahrhunderte alt, sagt die Soziologin: "Die in den Köpfen verankerten und durch Medien reproduzierten Bilder funktionieren auch ohne Realitätsbezug." In manchen Stadtteilen herrsche bereits eine aggressive Stimmung gegenüber dort oft nur "Zigeuner" genannten Migranten. In einigen Duisburger Geschäften seien bereits nach mittelalterlicher Tradition Besen aufgestellt worden - als Bann gegen die Bevölkerungsgruppe. Mitte März hatte eine Demonstration der rechtsextremen Splitterpartei "Pro NRW" vor einem überwiegend von Rumänen und Bulgaren bewohntem Haus in Duisburg für Aufsehen gesorgt

Durch Medien und Politik vermittelt

Die Vorurteile werden nach Ansicht der Forscherin auch durch Vergleiche in Medien und Politik geschürt, die Bedrohung vermittelten. Raubtier-Metaphern von "ausschwärmenden Klau-Kindern", die "Beute machen" oder Naturkatastrophen-Vergleiche von einer "Flut von Einwanderern", die Deutschland "überrollt" oder wie im Krieg die Städte "belagert", seien häufig.

Selten kämen Betroffene zu Wort, kritisiert Graevskaia: "Das fördert die Angst vor einer unbekannten Masse." Auch würde vor allem über Negatives diskutiert, "aber kaum über erfolgreiche Sozialarbeit und Initiativen, die sich gegen rassistische Vorurteile einsetzen". Dass die deutsche Wirtschaft vom EU-Beitritt Rumäniens und Bulgariens profitiere, werde meist ausgeklammert. "Die Debatte wird von Angst und Vorurteilen dominiert", sagte die Duisburger Wissenschaftlerin.