Papst wäscht Strafgefangenen die Füße

Foto: dpa/Osservatore Romano
Papst Franziskus küsst einem jungen Häftling im römischen Gefängnis Casal del Marmo die Füße.
Papst wäscht Strafgefangenen die Füße
Mit einer starken Geste beginnt Papst Franziskus die Osterfeierlichkeiten: Er wäscht jugendlichen Strafgefangenen die Füße. Spitzenrepräsentanten der Kirchen in Deutschland rufen unterdessen zum Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit auf.

Papst Franziskus setzt Zeichen: Am Gründonnerstag feierte das neugewählte Oberhaupt der katholischen Kirche die traditionelle Abendmahlsmesse in einem römischen Jugendgefängnis. Zwölf Gefangenen unterschiedlicher nationaler und religiöser Herkunft, darunter zwei Mädchen, wusch er die Füße. Die rituelle Fußwaschung erinnert an Jesus von Nazareth, der laut Bibel dies mit seinen Jüngern als ein Zeichen der Liebe und Demut praktizierte.

###mehr-artikel###Franziskus nannte die Geste an den Gefangenen seine Pflicht als Priester und Bischof. "Der höchste unter uns muss Dienst an den anderen tun", die Fußwaschung sei ein Symbol dafür, sagte er in seiner frei gehaltenen Predigt zu den Gefangenen: "Wir müssen uns nicht jeden Tag gegenseitig die Füße waschen, aber wir müssen uns gegenseitig helfen." Die Fußwaschung sei eine "Liebkosung Jesu", denn dieser sei zu den Menschen gekommen, um ihnen zu helfen.

Der ehemalige Erzbischof von Buenos Aires feierte den Abendmahlsgottesdienst am Gründonnerstag bereits als Kardinal regelmäßig in einem Krankenhaus, einer Haftanstalt oder einer Obdachlosenunterkunft. An dem Gottesdienst rund zwei Wochen nach der Wahl Jorge Mario Bergoglios zum Papst nahmen 50 Insassen des Jugendgefängnisses teil. Franziskus' Vorgänger Benedikt XVI. hatte bei der Messe in der römischen Lateranbasilika regelmäßig zwölf Priestern die Füße gewaschen.

Priester sollen "Geruch der Schafe" annehmen

Am Vormittag hatte Franziskus bei einer Messe im Petersdom die Priester in der katholischen Kirche aufgerufen, sich den Gläubigen im Alltag zuzuwenden. Geistliche müssten sich als Hirten mitten unter die Herde mischen und den "Geruch der Schafe" annehmen. Andernfalls drohten sie zu "traurigen Priestern" zu werden, die den Kontakt zu den Menschen verloren hätten.

Spitzenrepräsentanten der beiden großen Kirchen in Deutschland riefen unterdessen vor Ostern zum Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit auf. Konkret wandte sich der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, mit scharfen Worten gegen die anhaltenden Waffenlieferungen nach Syrien: "Wo Waffen geliefert werden, entsteht der Sog nach immer neuen Waffen. Eine tödliche Spirale!" Krieg "soll nach Gottes Willen nicht sein", unterstrich Schneider in einer Botschaft zum Karfreitag. Deshalb müsse man "um des Leidens und Sterbens Christi willen der Logik des Krieges widerstehen".

Aus dem Blickwinkel der Armen

Der katholische Münchner Kardinal Reinhard Marx forderte dazu auf, die Welt aus dem Blickwinkel der Armen zu sehen. Wenn sich die Menschen nur materiell bereicherten und geistig zumauerten, gebe es keinen Raum für die Gnade Gottes, sagte Marx am Mittwochabend bei einem Gottesdienst im Münchner Liebfrauendom. Gemeinsam mit dem neuen Papst Franziskus könnten die Christen lernen, verbunden zu sein mit den Armen und sie nicht als Außenseiter zu betrachten.

Nach Ansicht des badischen evangelischen Landesbischofs Ulrich Fischer wird in der Kirche zu wenig gelacht. "Der Glaube ist keine todernste Sache", sagte Fischer am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das im Mittelalter gepflegte Ritual des Lachens in den Ostersonntagsgottesdiensten habe allerdings heute keine Bedeutung mehr. Der Brauch des "Verlachens des Todes" werde kaum noch verstanden. Dennoch sollte es in den Ostergottesdiensten fröhlich zugehen.