Publizist Giordano relativiert Kritik am Kölner Moscheebau

Publizist Giordano relativiert Kritik am Kölner Moscheebau
Der Publizist Ralph Giordano hat seine scharfe Kritik am Bau der Kölner Großmoschee abgemildert. Er könne sich eine Teilnahme an der für dieses Jahr geplanten Eröffnung vorstellen, sagte Giordano dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Samstagsausgabe).

Auch sei er bereit, an der Lösung offener Fragen mitzuwirken, erklärte der in Köln lebende Autor, der am 20. März 90 Jahre alt wird. Er halte den Bau an dieser Stelle immer noch für deplatziert und überdimensioniert. "Aber ich könnte mir schlimmere Bauten vorstellen", sagte Giordano. Entscheidend blieben für ihn die Fragen, was in der Moschee geschehe und wer dahinter stecke.

Bauherrin der Moschee ist die Türkisch-Islamische Union (DITIB), die organisatorisch eng mit der staatlichen Religionsbehörde in der Türkei verbunden ist. Die knapp 500 Imame, die in DITIB-Moscheen in Deutschland arbeiten, werden von der Regierung in Ankara bezahlt.

Giordano hatte vor fünf Jahren die "Gigantomanie" und "obszöne" Größe der Kölner Großmoschee kritisiert. Sein Lebenswerk solle jedoch nicht auf den Moschee-Streit reduziert werden, erklärt er heute. Das sei eine Verzerrung seiner Biografie. Bereits vor Jahren stellte er klar, dass sich seine Kritik vor allem gegen den politischen Islam richte.

Giordano hat sich vor allem als Mahner gegen rechtsextreme Entwicklungen einen Namen gemacht. Der Sohn einer jüdischen Mutter wurde 1923 in Hamburg geboren. Die Verfolgung durch die Nationalsozialisten überlebte seine Familie in einem Kellerversteck. Nach Kriegsende arbeitete Giordano als Journalist, zuletzt beim WDR.