Auch ein Muslim dabei: Ethikrat beruft neue Mitglieder

dpa/Markus Schmidt/Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Der Mainzer Medizinethiker Ilhan Ilkilic gehört künftig dem Ethikrat an.
Auch ein Muslim dabei: Ethikrat beruft neue Mitglieder
Eine Vorstellungsrunde ist eingeplant, wenn sich der Deutsche Ethikrat an diesem Donnerstag neu konstituiert. Denn in dem Sachverständigengremium gibt es viele neue Gesichter - darunter erstmals auch Vertreter von Islam und Judentum.
25.04.2012
epd
Rainer Clos

Am Dienstag präsentierte der Ethikrat seine Empfehlungen zum Umgang mit Demenzkranken. Zwei Tage später kommt das Wissenschaftlergremium, das Bundestag und Bundesregierung in ethischen Grundsatzfragen berät, in neuer Besetzung zusammen. Die erste Berufungsperiode des Ethikrates endete Anfang April.

Dies bringt es mit sich, dass es einen deutlichen personellen Wechsel in dem Gremium gibt, dem Mediziner, Theologen, Philosophen, Ethiker und Juristen angehören. In dem Vorgängergremium - Nationaler Ethikrat - wurden die Mitglieder allein von der Regierung bestellt. Seit 2008 werden die 26 Mitglieder je zur Hälfte von Bundestag und Regierung bestimmt. Unter den elf Mitgliedern, die die Regierung benannte, befinden sich gleich sechs neue Gesichter. Erstmals dabei sind Vertreter des jüdischen und muslimischen Glaubens.

Sechs neue Gesichter

Neu im Ethikrat ist der Anästhesist Leo Latasch aus Frankfurt am Main. Er ist ärztlicher Leiter des städtischen Rettungsdienstes, gehört dem Direktorium des Zentralrates der Juden an und ist in der Frankfurter Jüdischen Gemeinde und bei der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden engagiert. Erster Muslim im Ethikrat ist der Mainzer Medizinethiker Ilhan Ilkilic. Er stammt aus der Türkei und ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin an der Johannes-Gutenberg-Universität.

Auf dem Regierungsticket rückten zudem der Medizinethiker Thomas Heinemann von der Theologischen Hochschule Vallendar, die Rechtswissenschaftler Silja Vöneky und Reinhard Merkel sowie Katrin Amunts vom Forschungszentrum Jülich neu in den Kreis von Ethiksachverständigen.

Der Bundestag benannte sieben neue Mitglieder für den Deutschen Ethikrat und bestätigte sechs bisherige. Neu nominiert wurden etwa die ehemalige Münchner Landgerichtspräsidentin Constanze Angerer, der evangelische Theologieprofessor Peter Dabrock aus Erlangen, der frühere rheinland-pfälzische Justizminister Herbert Mertin (FDP) und die Ärztin Christiane Fischer aus Bielefeld. Fischer, die neben Medizin auch Theologie studierte, ist Geschäftführerin der industriekritischen Buko-Pharmakampagne, die sich für die kostengünstige Versorgung der Entwicklungsländer mit Medikamenten einsetzt.

Eckhard Nagel erneut berufen

Kirchennahe Ethikexperten sind wie bisher der katholische Moraltheologe Eberhard Schockenhoff, Altbischof Wolfgang Huber und der Augsburger Weihbischof Anton Losinger. Auch der frühere Kirchentagspräsident und Ärztliche Leiter der Universitätsklinikums Essen, Eckhard Nagel, wurde erneut berufen. Ausgeschieden sind hingegen der ehemalige thüringische Landesbischof Christoph Kähler, der Molekularbiologe Jens Reich, sowie die Altpolitiker Jürgen Schmude (SPD) und Erwin Teufel (CDU).

In nicht-öffentlicher Sitzung wird der Ethikrat am Donnerstag auch eine neuen Vorstand bestimmen. Vorsitzender war bisher der frühere Bundesjustizminister Edzard Schmidt-Jortzig (FDP). Wie seine beiden Stellvertreter, die Kölner Medizinethikerin Christiane Woopen und der Freiburger Theologe Schockenhoff, gehört der Jurist erneut dem Ethikrat an.

In einer Bilanz der vergangenen vier Jahre sagte Woopen in dieser Woche, die Arbeitsweise habe sich etabliert. Sie verwies auf die Stellungnahmen des Ethikrates zu Babyklappen und zur vorgeburtlichen Diagnostik. Wo sich in bioethischen Debatten keine Einigung erreichen ließ, legten die Sachverständigen unterschiedliche Empfehlungen vor.