Kopftuch-Gegnerin Zeynelabidin: Nicht Islam ist das Problem, sondern die Muslime

Kopftuch-Gegnerin Zeynelabidin: Nicht Islam ist das Problem, sondern die Muslime
Die deutsch-türkische Autorin und Kopftuch-Gegnerin Emel Zeynelabidin hat den Islam gegen Kritik aus dem Westen verteidigt. "Nicht der Islam ist das Problem, sondern die Muslime", sagte Zeynelabidin am Donnerstag bei der Vorstellung ihres Buches "Erwachsen wird man nur im Diesseits" in Berlin.

eynelabidin ist die Tochter des Gründers der islamischen Organisation Milli Görüs in Deutschland. Diese Gemeinschaft, die als größter, nicht vom türkischen Staat beeinflusste islamische Verband in Europa gilt, wird in der Bundesrepublik vom Verfassungsschutz beobachtet.

Kritik am Islam sei nicht produktiv. Kritisiert werden müsse vielmehr die Art und Weise, wie Muslime den Islam kulturell und politisch auslegen, sagte die Autorin. So habe das Kopftuch nichts mit dem Islam zu tun, sagte Zeynelabidin, die 2005 "nach mehr als 30 Jahren verhüllt" ihr Kopftuch öffentlich abgelegt hat.

"In die moderne Zeit passt das Kopftuch nicht mehr"

"Ich unterstelle den meisten Frauen, die Kopftuch tragen, dass sie nicht wissen, warum sie das tun", sagte die Autorin. Ein Kopftuch zu tragen sei keine religiöse Notwendigkeit, sondern ein identitätsstiftendes Merkmal und signalisiere Gruppenzugehörigkeit. "Es geht um Abgrenzung", betonte Zeynelabidin, die 2007 mit dem Preis "Das unerschrockene Wort" der Lutherstädte ausgezeichnet wurde.

Die sechsfache Mutter warnte vor der blinden Befolgung von Gewohntem. Zu Lebzeiten des Propheten Mohammed im 7. Jahrhundert sollten Frauen sich verhüllen, weil sie sonst verstärkt Begehrlichkeiten der Männer ausgesetzt waren, sagte Zeynelabidin. Sie fordert, dass sich die Gläubigen den Zeiten anpassen sollen. "In die moderne Zeit passt das Kopftuch nicht mehr, sondern bringt nur unnötige Probleme."

Nach ihrer eigenen "Enthüllung" hätten sich viele Menschen von ihr abgewendet, andere hätten unterstellt, sie sei vom Teufel besessen oder vom Glauben abgefallen. "Ich bin gläubige Muslima geblieben", betonte Zeynelabidin. Durch den Schritt habe sie die Zugehörigkeit zu ihrer Gemeinschaft verloren. "Das ist etwas ganz heftiges. Dazu sollte man keine Frau zwingen."