CDU und CSU streiten über Homo-Ehe

CDU und CSU streiten über Homo-Ehe
In der Gleichstellungsdebatte spitzt sich der Konflikt innerhalb der Union zu. Während Finanzminister Schäuble die CDU zum Umdenken drängt, stemmt sich die CSU weiter gegen den Kurswechsel der Schwesterpartei.

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Der Streit über die Homo-Ehe spaltet zunehmend die Unionsparteien. Während Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) seine Partei zur rechtlichen Gleichstellung von homosexuellen Lebenspartnerschaften mit der Ehe auffordert, schließt der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) eine solche Neuregelung in der laufenden Legislaturperiode aus. Der FDP-Vorsitzende Philipp Rösler indes drängt die Union bei der Gleichstellung homosexueller Paare zur Eile.

Schäuble sagte dem Berliner "Tagesspiegel am Sonntag": "Wenn die CDU Volkspartei bleiben will, dann muss sie veränderte Realitäten zur Kenntnis nehmen." Er respektiere Vorbehalte vor allem älterer Menschen in seiner Partei. Diesen sage er jedoch: "Wir können nicht bloß sagen: Das ist gut, nur weil es immer schon so war, und deshalb muss es so bleiben. Wenn viele Menschen das heute anders sehen, muss man nachdenken."

CSU-Chef Seehofer sagte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", mit seiner Partei werde es eine Neuordnung des Ehegattensplittings in dieser Legislaturperiode "ganz sicher" nicht geben. Die CSU werde höchstens ein Gesetz zur Regelung von Sukzessiv-Adoptionen durch gleichgeschlechtliche Paare mittragen: "Weiter nichts. Auch kein Gesetz zur Voll-Adoption."

Rösler: "Die Zeit ist überreif"

Der FDP-Vorsitzende Rösler sagte dem Magazin "Focus", die Koalition sollte aus eigener Kraft ein starkes Signal für eine freie und tolerante Gesellschaft setzen. Nach dem Adoptions-Urteil des Bundesverfassungsgerichts gebe es auch beim Steuerrecht klare Signale in Richtung Gleichstellung. "Deswegen müssen wir schnell handeln", erklärte Rösler laut Vorab-Meldung vom Samstag. "Die Zeit ist überreif für ein solches Signal." Er appellierte an die Vernunft des Koalitionspartners CSU: "Dass sich gute Argumente auch bei der CSU durchsetzen, haben wir bei der Abschaffung der Praxisgebühr gesehen."

Auch Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) sprach sich dafür aus, homosexuellen Paaren die Ehe zu ermöglichen. "Wir sollten gleichgeschlechtlichen Paaren die Ehe nicht weiter verweigern", sagte er der Tageszeitung "Die Welt" (Samstagsausgabe). Der stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende fügte hinzu: "Die eingetragene Lebenspartnerschaft, durchgesetzt von der Regierung Schröder, war ein wichtiger Meilenstein. Es wäre richtig und konsequent, diesen Weg zu Ende zu gehen." In den vergangenen Jahren hätten sich viele schwule und lesbische Paare für die eingetragene Lebenspartnerschaft entschieden. Bei der Bevölkerung stoße dies schon lange auf eine breite Akzeptanz, sagte Scholz.

Der Bundesrat hatte am Freitag mit seiner neuen rot-rot-grünen Mehrheit bereits eine Initiative zur steuerlichen Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der Ehe gestartet.