Heiner Geißler: Papst Benedikt ist gescheitert

Heiner Geißler: Papst Benedikt ist gescheitert
Der CDU-Politiker Heiner Geißler hat dem Papst für seine Rücktrittsentscheidung Respekt gezollt, zugleich aber seine Amtsführung scharf kritisiert. "Glauben und Vernunft zu versöhnen - das ist ihm total misslungen", sagte Geißler am Dienstagabend in der ARD-Sendung "Menschen bei Maischberger".

 "Die Kurie hat er nicht in Ordnung gebracht. Die ist ihm auf der Nase herumgetanzt und deshalb ist er in meinen Augen gescheitert", sagte Heiner Geißler. Der gesamte Apparat des Vatikans stehe Veränderungen oft genug im Weg, erklärte der frühere Jesuitenschüler: "Wenn Jesus heute da wäre, würde er die Kurie, das gesamte Brimbamborium, das Gold und Silber und die Roten Schuhe beseitigen." Die katholische Kirche müsse sich dringend verändern, weil sich sonst immer mehr Menschen von ihr entfremden würden.

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"Ein Gott, der mit lächerlichen Dogmen verbunden wird, findet keine Akzeptanz mehr", sagte der Christdemokrat. Der freiwillige Rücktritt des Papstes sei ein Zeichen der Stärke "und vielleicht hat er ein Stück Demokratisierung in die Wege geleitet, weil er mit alten Traditionen gebrochen hat".

Auch der langjährige Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan, Pater Eberhard von Gemmingen, mahnte eine Erneuerung der katholischen Kirche an. "Wir brauchen eine große Strukturreform und eine Entmachtung des Vatikan", sagte er. Der scheidende Papst habe zwar viele Probleme seiner Kirche wie der Welt erkannt, sie aber nicht in Handeln umsetzen können.

"Papst Benedikt ist ein großer Denker, hatte aber von Beginn an nicht die Gabe des Regierens", sagte Gemmingen. "Regieren muss einer, der mit der Faust auf den Tisch schlagen kann - und das konnte er nicht."