Kritik an Armutsbericht der Bundesregierung

Kritik an Armutsbericht der Bundesregierung
Wissenschaftler haben der Bundesregierung mangelndes Interesse am Armutsrisiko von Bürgern mit Migrationshintergrund vorgeworfen. Gemessen an dem hohen Armutsrisiko dieser Gruppe werde das Problem im Armutsbericht der Bundesregierung wenig differenziert betrachtet, sagte Verteilungsforscher Markus Grabka vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) der "Berliner Zeitung" (Donnerstagsausgabe).

So zeichne der Armutsbericht, der im März im Kabinett beraten werden soll, ein zu positives Bild vom Armutsrisiko von Kindern aus Migrantenfamilien und enthalte zudem Ungereimtheiten, bemängelte der Sozialforscher Eric Seils von der Hans-Böckler-Stiftung gegenüber der Zeitung. Die Armutsquote dieser Kinder werde mit knapp 18 Prozent angegeben. Die Daten beruhten aber auf Umfragen, die schon einige Jahre alt seien.

Aktuelle Daten der statistischen Ämter zeigen laut Seils, dass vielmehr 30 Prozent aller Kinder mit Migrationshintergrund armutsgefährdet sind. Ihr Armutsrisiko sei damit mehr als doppelt so hoch wie das von Gleichaltrigen aus deutschen Familien. Seils beruft sich auf eine Sonderauswertung des Mikrozensus für das Jahr 2011. Betrachtet wurde die Armutsquote von Kindern unter 15 Jahren.

Als armutsgefährdet gelten Menschen, die über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verfügen. Bei einem Paar mit einem Kind liege die Schwelle bei rund 1.500 Euro im Monat. Die Bevölkerung mit Migrationshintergrund umfasst die seit 1950 nach Deutschland Zugewanderten und ihre Nachkommen.