Käßmann: Religionen sollen ihr Friedenspotenzial stärker nutzen

Käßmann: Religionen sollen ihr Friedenspotenzial stärker nutzen
Die Religionen müssen nach Ansicht der Theologin Margot Käßmann ihre Möglichkeiten zur Stärkung von Toleranz und Frieden viel stärker nutzen. Das jüdisch-christliche Gebot "Du sollst nicht töten" enthalte beispielsweise ein enormes Potenzial zur Konfliktbewältigung, sagte die Botschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum 2017 am Mittwochabend in Dortmund. Die frühere EKD-Ratsvorsitzende eröffnete dort die Vortragsreihe "Alle Achtung" der westfälischen Landeskirche im "Jahr der Toleranz".

"Die Auffassung, durch Krieg ließen sich Konflikte lösen, hat sich immer wieder als Irrtum erwiesen", sagte Käßmann. Dem hätten die christlichen Kirchen entgegengesetzt: "Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein." Krieg sei immer ein Versagen der Politik, kritisierte die Theologin. Sie forderte, dass die Geldströme unterbrochen werden, die Krieg ermöglichen, etwa für Rüstungsexporte. "Wir können doch nicht an Kriegen verdienen, die wir nachher beklagen!"

Statt dessen seien gewaltfreie Formen von Konfliktbewältigung möglich, Vermittlung und Vorbeugung ließen sich trainieren, sagte Käßmann weiter. Gerade religiös motivierte Menschen leisteten viel an mühseliger Friedensarbeit. "Sie haben einen langen Atem aus der Kraft des Glaubens."

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) stellt im Zuge der Reformationsdekade, die auf das 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017 hinweist, in diesem Jahr das Thema Toleranz in den Mittelpunkt. Die Lutherdekade, die jedes Jahr einem anderen Thema gewidmet ist, wurde im September 2008 in Wittenberg gestartet. 2017 erinnert die Evangelische Kirche an den 500. Jahrestag des legendären Thesenanschlags Martin Luthers (1483-1546) an der Schlosskirche in Wittenberg.