Muslime kritisieren Zentralrats-Aufruf zu stärkerem Kampf gegen Antisemitismus

Muslime kritisieren Zentralrats-Aufruf zu stärkerem Kampf gegen Antisemitismus
Islamverbände haben den Aufruf des Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, kritisiert, sie sollten stärker Antisemitismus entgegentreten.

Solch ein Angriff wie der auf einen Rabbiner in Berlin sei ein Angriff "auf uns alle", sagte der Vorsitzende des Koordinierungsrates der Muslime, Ali Kizilkaya, der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Montagsausgabe). Dagegen müsse die Gesellschaft etwas tun. Der Appell Graumanns aber sei nicht nötig gewesen: "Muslime brauchen da keine Lehrstunde."

Antisemitismus sei nicht mit dem Islam vereinbar, betonte Kizilkaya. Wenn über Antisemitismus geredet werde, müsse gleichermaßen über Islamfeindlichkeit gesprochen werden, denn beides sei menschenfeindlich. Der Koordinierungsrat der Muslime wurde 2007 von vier Einzelverbänden als Dachorganisation gegründet. Anlass für Graumanns Appell war ein Angriff auf einen jüdischen Rabbiner und dessen Tochter am vergangenen Dienstag in Berlin.

Dabei wurde der Geistliche von Jugendlichen antisemitisch beleidigt und zusammengeschlagen. Laut Staatsanwaltschaft könnte der Überfall auf das Konto arabischstämmiger Täter gehen. Graumann hatte am Freitag in einem Zeitungsinterview in Richtung der muslimischen Verbände erklärt, dass Worte des Mitgefühls "schön und ehrlich gemeint" seien, aber Taten ebenso wichtig wären. Am Sonntag bekundeten in Berlin rund 1.000 Menschen bei einer Demonstration ihre Solidarität mit dem überfallenen Rabbiner.