Keine gemeinsame Strategie gegen Stress am Arbeitsplatz

Foto: dpa/Jens Schierenbeck
Druck von allen Seiten: Viele Arbeitnehmer fühlen sich überfordert.
Keine gemeinsame Strategie gegen Stress am Arbeitsplatz
Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat bedauert, dass Arbeitgeber und Gewerkschaften sich nun doch nicht auf eine gemeinsame Strategie gegen zu viel Stress am Arbeitsplatz verständigen konnten. Von der Leyen sagte am Dienstag in Berlin, sie schließe dennoch nicht aus, eine Anti-Stress-Verordnung zu erlassen.

Von der Leyen nannte aber keinen Zeitrahmen und spielte den Ball an Arbeitgeber und Gewerkschaften zurück. Eine Verordnung sei nur sinnvoll, wenn die Inhalte geklärt seien. Bund, Länder, die Sozialversicherungen und die Sozialpartner müssten sich darüber verständigen, sagte sie.

###mehr-info###Zuvor waren die Verhandlungen über eine gemeinsame "Erklärung zur psychischen Gesundheit bei der Arbeit" zwischen Arbeitgebern, den Gewerkschaften und dem Bund gescheitert. Der Deutsche Gewerkschaftsbund und die IG Metall machten dafür die Arbeitgeber verantwortlich. Sie hätten auf der Zielgeraden einen Rückzieher gemacht, erklärte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. Notwendig seien klare Regeln und Sanktionen für Unternehmen, die dagegen verstoßen.

Zeitdruck und Monotonie

Aus dem "Stressreport Deutschland 2012" geht hervor, dass jeder zweite Arbeitnehmer unter starkem Termin- und Zeitdruck arbeitet. Von denen, die aufgrund des psychischen Drucks bei der Arbeit krank werden, geben 70 Prozent an, der Zeitdruck sei der Hauptbelastungsfaktor. 43 Prozent der Beschäftigten glauben, der Druck habe zugenommen. Dazu zählen sie auch häufige Unterbrechungen durch E-Mail und Telefon sowie die Anforderung, viele Dinge gleichzeitig zu erledigen. In einfachen Berufen kommt als Stressfaktor häufig die Monotonie der Arbeit dazu.

Der Stressreport wird von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin erstellt. Er basiert auf der Befragung von rund 17.600 Erwerbstätigen in allen Branchen und ist repräsentativ. Die Präsidentin der Bundesanstalt, Isabel Rothe, betonte, die Belastungsfaktoren am Arbeitsplatz seien bis 2006 stark gestiegen und seitdem auf hohem Niveau konstant. In der Zunahme der Beschwerden mache sich vor allem die dauerhaft hohe Belastung bemerkbar. Dies gelte für Arbeiter ebenso wie für Akademiker.