Guatemalas Ex-Diktator Ríos Montt wird der Prozess gemacht

Guatemalas Ex-Diktator Ríos Montt wird der Prozess gemacht
Guatemalas früherer Machthaber Efraín Ríos Montt muss sich für die Gräueltaten während seiner Regierungszeit 1982/83 verantworten.

Am Montag (Ortszeit) ließ ein Gericht in Guatemala-Stadt die Anklage wegen Völkermords zu. Es gebe genügend ernsthafte Anhaltspunkte für die direkte Verantwortung Ríos Montts für damalige Armeemassaker an der Zivilbevölkerung, sagte der Richter in der live übertragenen Anhörung.

Damit hat das juristische Verfahren gegen den heute 86-Jährigen eine weitere Hürde genommen, wie der deutsche Anwalt Miguel Mörth gegenüber dem epd betonte. "Wenn es dann später zu einer Verurteilung kommt, wäre es das erste Mal in der Geschichte der Menschheit, dass ein Ex-Staatschef wegen Völkermords verurteilt wird", sagte Mörth. Er arbeitet seit mehr als 13 Jahren an der Klage gegen Ríos Montt mit. Laut Mörth hat das Verfahren Signalwirkung für weitere lateinamerikanische Staaten, in denen früher Militärdiktaturen herrschten.

Ebenfalls zugelassen wurde die Klage gegen den früheren General José Rodríguez. Er war während Ríos Montts Herrschaft Geheimdienstchef. Der öffentliche Prozess soll am 31. Januar beginnen.

Ríos Montt spielt seit Jahren auf Zeit. Bis Ende 2011 war er durch ein Mandat als Parlamentsabgeordneter vor Strafverfolgung geschützt. Erst im Januar 2012 konnte das Gericht in Guatemala-Stadt das formelle Strafverfahren eröffnen. Im März nahm ein weiterer Gerichtsbeschluss Ríos Montt ausdrücklich von der nach Guatemalas Bürgerkrieg (1960-1996) erlassenen Amnestie aus. Im August konnte Ríos Montt die damals bereits erwartete Anklageerhebung mit einer Flut von Einsprüchen aufschieben. Er muss wegen seines hohen Alters nicht in Untersuchungshaft, steht aber unter Hausarrest.

Den Vereinten Nationen zufolge kamen in Guatemalas Bürgerkrieg 200.000 Menschen um, die meisten davon bei insgesamt 662 Massakern der Armee in den Dörfern der Urbevölkerung der Maya. 45.000 Menschen verschwanden spurlos, darunter viele Oppositionelle in Guatemala-Stadt.

Besonders blutig verlief dabei die kurze Herrschaft von Ríos Montt. Ríos Montt putschte sich im März 1982 an die Macht und herrschte bis August 1983. Er setzte im Maya-Hochland die Politik der verbrannten Erde durch. Die Anklage wirft ihm die direkte Verantwortung für 15 Massaker durch die Armee vor.