Kirchenkritischer Karnevalswagen-Bauer mit Leo-Statz-Plakette geehrt

Kirchenkritischer Karnevalswagen-Bauer mit Leo-Statz-Plakette geehrt
Der durch seine politik- und kirchenkritischen Karnevalswagen beim Düsseldorfer Rosenmontagszug bekannte Künstler Jacques Tilly ist am Sonntag in Düsseldorf mit der Leo-Statz-Plakette geehrt worden. Tilly nahm die Auszeichnung, die seit 1958 von der Karnevalsgesellschaft Funkenartillerie Rot-Wiss verliehen wird, in der katholischen Pfarrkirche St. Peter entgegen.

Die Plakette erinnert an den Düsseldorfer Karnevalisten und Nazi-Gegner Leo Statz, der 1943 in Berlin von den Nationalsozialisten hingerichtet wurde. Die Verleihung am Sonntag fand im Rahmen des traditionellen Gottesdienstes der Karnevalsvereine statt, den das Comitee Düsseldorfer Karneval jährlich ausrichtet. Tilly erhalte die Leo-Statz-Plakette für seine Verdienste um den Karneval und speziell als Garant "für die besten und meistdiskutierten Motive im Rosenmontagszug", hieß es zur Begründung.

Teilweise drastische Darstellungen

In den vergangenen Jahren hatte es wegen teilweise drastischer Darstellungen wiederholt Streit mit kirchlichen Amtsträgern gegeben. 2010 hatte der Künstler auf dem Höhepunkt der Missbrauchs-Debatte um ehemalige Heimkinder in Kircheneinrichtungen einen Mottowagen für eine Demonstration Betroffener in Berlin geschaffen. Auf dem Wagen war eine Prügelnonne zu sehen, die in einer Hand ein Kruzifix, in der anderen einen Rohrstock schwingt.

Auch zum Weltjugendtag in Köln griff Tilly das Missbrauchs-Problem auf. Auf einem Wagen zeigte er einen Kirchenmann, der einen kleinen Jungen auf seinem Schoß hält. Der Text zum Wagen lautete: "Bei uns ist jeder Tag Weltjugendtag." Zu anderen Rosenmontagszügen in Düsseldorf nahm der Wagenbauer auch die Ökumene oder den Streit um Kreuze in Schulen auf die Schippe.

Der Namensgeber der Leo-Statz-Plakette kam unter anderem wegen seines Karnevalsliedes "Sei doch einmal nett zu mir .....duze, duze, duze mich" in Konflikt mit den Nazis. Das Lied wurde von vielen Karnevalisten damals in  Anspielung auf den italienischen Diktator Mussolini als "Duce, Duce, Duce mich" gesungen. Statz, der auch Vizepräsident des Bundes Deutscher Karneval war, wurde von der Gestapo verhaftet und vom Volksgerichtshof wegen "Zersetzungspropaganda" zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde am 1. November 1943 vollstreckt.