Ärzte- und Patientenvertreter wollen Zahl der Transplantations-Zentren reduzieren

Ärzte- und Patientenvertreter wollen Zahl der Transplantations-Zentren reduzieren
Nach der Aufdeckung eines weiteren Organspende-Betrugs an der Uniklinik Leipzig werden die Rufe nach Konsequenzen lauter. Patienten- und Ärztevertreter forderten am Donnerstag, die Zahl der Transplantations-Zentren in Deutschland zu verringern.

"Wir sollten noch in diesem Jahr die Hälfte der Transplantations-Zentren schließen, um schädlichen Wettbewerb zu vermeiden", sagte der Chef der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, der "Bild"-Zeitung (Donnerstagsausgabe). "Organspende braucht Offenheit und Vertrauen statt Profit und Eitelkeit."

Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery sagte der Zeitung, auf Dauer solle es statt vieler kleiner Zentren lieber wenige große geben. Das mache Überprüfungen einfacher und sorge dafür, "dass falsche ökonomische Anreize keine Rolle spielen", sagte der Mediziner. Derzeit gibt es 47 Transplantations-Zentren in Deutschland.

"Selbstverwaltung kann Probleme lösen"

Der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Karl Lauterbach, geht davon aus, dass weitere Mauscheleien in deutschen Kliniken auffliegen. "Die Vorwürfe von Leipzig haben mich nicht überrascht", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstagsausgabe). Auch der Grünen-Gesundheitsexperte Harald Terpe sagte der Zeitung, es sei gut möglich, dass weitere Fälle bekannt würden. Er forderte eine strengere staatliche Kontrolle bei der Vergabe von Spenderorganen.

Auch die AOK sprach sich für mehr Kontrollen aus. "Die neuen Enthüllungen zeigen: Das ganze System der Organspende muss transparenter und überprüfbarer werden", sagte Sprecher Udo Barske dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die bisherigen Aktivitäten reichten noch nicht aus. Die Vorschläge, die Zahl der Transplantationszentren zu reduzieren, seien "ein sinnvoller Schritt", so der AOK-Sprecher.

Der neue Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), Rainer Hess, sagte dem SWR, hierbei müssten sich die Bundesländer stärker abstimmen. Hess verlangte zudem eine bessere Qualitätssicherung in den Transplantationszentren. Er wandte sich aber gegen eine staatliche Organisation der Organspende. Die Selbstverwaltung könne Probleme im Grundsatz besser lösen, sagte Hess. Organspende wird in Deutschland von den beteiligten Organisationen des Gesundheitswesens selbst organisiert.

Weniger Spender 2012 als in Jahren zuvor

Indes wächst auch die Sorge, das Vertrauen der Deutschen in das Organspendesystem könnte sinken. Die sächsische Landesärztekammer sprach angesichts der Manipulationen in Leipzig von einem "schweren Schaden" für die Transplantationsmedizin und die Bereitschaft, Organe zu spenden. Ein solcher Rückgang führe dazu, dass die rund 12.000 Patienten, die dringend ein Spenderorgan benötigen, nun noch länger darauf warten müssten, sagte Vizepräsident Erik Bodendieck.

Die Uniklinik Leipzig hatte am Mittwoch bestätigt, dass seit 2010 offenbar die Daten von insgesamt 38 Patienten für Lebertransplantationen gefälscht wurden, um sie auf der Warteliste nach vorn rücken zu lassen. Ähnliche Fälle hatte es im vergangenen Jahr auch in Göttingen und Regensburg gegeben.

Diese Skandale überlagerten die Reform des Organspendegesetzes, die eigentlich für mehr Organspender sorgen sollte. 2012 gab es dann allerdings erstmals seit 2008 eine offenbar deutlich geringere Bereitschaft: laut DSO-Statistik ging die Zahl der Organspender von 900 im Jahr 2011 auf 829 zurück.