Kirchentagspräsident Robbers: Kirchen sollten als Arbeitgeber Vorbild sein

Kirchentagspräsident Robbers: Kirchen sollten als Arbeitgeber Vorbild sein
Die Kirchen sollten enger mit Gewerkschaften zusammenarbeiten, forderte der Präsident des 34. Evangelischen Kirchentages in der "Zeit".

Kirchentagspräsident Gerhard Robbers kritisiert einen Teil der Arbeitgeber im kirchlichen Sektor. Die Kirchen müssten "in ihren Einrichtungen ein Beispiel sein und besser wirtschaften - nicht mehr Geld verdienen, sondern ein Vorbild im Umgang mit den Beschäftigten sein", sagte der Jurist Robbers der Beilage "Christ und Welt" in der Wochenzeitung "Die Zeit". Es gebe "zu viele Betriebe, die das nicht sind".


Die Kirchen und ihre Wohlfahrtsverbände sind in Deutschland mit rund 1,3 Millionen Beschäftigten der größte Arbeitgeber nach dem Staat. Robbers, der an der Universität Trier Staatsrecht lehrt und im Mai nächsten Jahres dem 34. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hamburg als Präsident vorsteht, forderte die Kirchen laut Vorabbericht vom Mittwoch auf, enger mit Gewerkschaften zusammenzuarbeiten.

"Mich macht betroffen, dass es über Jahrzehnte zwischen Kirche und Gewerkschaft eher Konfrontation gab als das Bewusstsein, dass man sich gemeinsam um Behinderte, Alte, Junge oder Verschuldete kümmern muss", sagte er.

"Wir müssen die viereinhalb Millionen Muslime miteinbeziehen"

Die Kirchen liegen insbesondere mit ver.di im Streit über den Sonderweg im kirchlichen Arbeitsrecht, der Arbeitskampfmaßnahmen ausschließt. Im November hatte das Bundesarbeitsgericht den aus dem Grundgesetz abgeleiteten sogenannten Dritten Weg im Kern bestätigt, zugleich aber eine Beteiligung der Gewerkschaften an Lohnverhandlungen angemahnt. Wie Robbers sagte, will der Kirchentag in Hamburg Konzepte entwickeln, "in denen Gewerkschaften und Kirchen künftig partnerschaftlicher zusammenarbeiten können".

Robbers forderte die Bundesländer auf, Staatsverträge mit muslimischen Dachverbänden zu schließen. Im November hatte Hamburg als erstes Bundesland einen Vertrag mit drei Verbänden unterzeichnet. Nach Robbers' Ansicht sind solche Verträge überfällig: "Wir müssen die viereinhalb Millionen Muslime einbeziehen. Niemand kann von Zuwanderern verlangen, Werte des Grundgesetzes zu leben, wenn man sie nicht in die deutsche Gesellschaft hineinlässt."