Wort des Jahres: "Rettungsroutine"

Wort des Jahres: "Rettungsroutine"
"Rettungsroutine" lautet das Wort des Jahres 2012. Der Begriff stehe für die zahlreichen und wiederkehrenden Maßnahmen zur Stabilisierung der europäischen Wirtschaft, sagte Armin Burkhardt, Vorsitzender der Gesellschaft für deutsche Sprache, am Freitag in Wiesbaden. Dabei widersprächen sich beide Wortteile: Eine Rettung sei eine abgeschlossene Handlung, Routine sei eine auf Dauer angelegte Entwicklung.

Aus den 2.200 eingesandten und gesammelten Wörtern und Wendungen wählten die Sprachforscher auf den zweiten Platz den Begriff "Kanzlerpräsidentin". Der auf die CDU-Politikerin Angela Merkel abzielende Begriff zeige, dass die Bundeskanzlerin "auch die neutralen und zurückhaltenden Eigenschaften eines deutschen Bundespräsidenten an den Tag" lege. Position drei nehme ein "Kampfbegriff der Gegner des Betreuungsgelds" ein, das diese als "Bildungsabwendungsprämie" bezeichnen.

Den "Schlecker-Frauen" solle sprachlich ein Denkmal gesetzt werden, daher folgten sie auf Platz 4. "Wulffen", ein Wort angelehnt an den früheren Bundespräsidenten Christian Wulff, setzten die Sprachforscher auf Platz fünf: Das Verb vereinige mehrere Bedeutungen - etwa das Hinterlassen wütender Nachrichten auf einem Anrufbeantworter oder das Verhalten, mit der Wahrheit nur "scheibchenweise" herauszurücken.

Netzhetze, Gottesteilchen, Punk-Gebet

Als deutsche Entsprechung auf den "Shitstorm" folgt auf Position sechs der Begriff "Netzhetze", der für die vielfach verübten Diffamierungen über Twitter, Facebook oder E-Mails stehe. Auf Platz sieben folgt der Begriff "Gottesteilchen", auch Higgs-Teilchen genannt, das in diesem Jahr erstmals nachgewiesen wurde. Darauf folgen das "Punk-Gebet" der russischen Band "Pussy Riot", deren Schicksal die ganze Welt verfolgte, sowie der "Fluch-Hafen" für das scheinbar verfluchte, wiederholt verschobene Projekt des Berliner Großflughafens Willy Brandt steht.  Abschließend wählte die Jury die Phrase "ziemlich beste ?" - nach dem Erfolg des französischen Films "Ziemlich beste Freunde".

Ein Wort des Jahres soll den öffentlichen Diskurs eines Jahres wesentlich geprägt und das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben sprachlich in besonderer Weise begleitet haben. 2011 war "Stresstest" prämiert worden. In den Jahren zuvor führten "Wutbürger" (2010), "Abwrackprämie" (2009), "Finanzkrise" (2008) und "Klimakatastrophe" (2007) die Rangliste an.  Das erste "Wort des Jahres" wurde 1971 gewählt: "Aufmüpfig" lautete es. Das "Unwort des Jahres" wird von einer anderen sprachkritischen Aktion bestimmt und im Januar bekanntgegeben.