Diango Sissoko ist neuer Ministerpräsident von Mali

Diango Sissoko ist neuer Ministerpräsident von Mali
Nur einen Tag nach dem erzwungenen Rücktritt der malischen Regierung hat das westafrikanische Land einen neuen Ministerpräsidenten.

Übergangspräsident Dioncounda Traoré ernannte den 62-jährigen Juristen Diango Sissoko zum neuen Regierungschef. Am Dienstagabend verlas Traoré eine entsprechende Erklärung im malischen Fernsehsender ORTM. Erst kurz vorher hatte der Präsident den Rücktritt des bisherigen Regierungschefs Cheick Modibo Diarra offiziell anerkannt. Sissoko war lange Zeit Regierungsberater.

In der Nacht zuvor war Diarra nach Berichten des französischen Auslandssenders RFI von der Armee verhaftet worden. Die Soldaten handelten demnach im Auftrag von Hauptmann Amadou Haya Sanogo, der im März den damaligen Präsidenten Amadou Toumani Touré gestürzt hatte. In einem Interview mit dem malischen Fernsehsender ORTM erklärte Sanogo am Dienstagabend, Diarra habe als Bremser gewirkt und keine Achtung vor dem Volk gehabt. Außerdem habe er die Autorität des Präsidenten nicht anerkannt.

Die Vereinten Nationen, die EU und die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS verurteilten den erneuten Putsch und die Einmischung des Militärs in die Politik. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) erklärte am Dienstag, er sei besorgt über die Lage in dem westafrikanischen Land. Die Festnahme von Regierungschef Diarra und der Rücktritt des Kabinetts gefährdeten die politische Stabilisierung des Landes.

Seit dem Frühjahr ist Mali faktisch gespalten. Den Norden kontrollieren mehrere islamistische Gruppen, den Süden die Übergangsregierung unter Präsident Traoré. Seit Monaten ist die Entsendung einer militärischen Eingreiftruppe ist im Gespräch. Die ECOWAS ist bereit, 3.300 Soldaten zu entsenden. Die EU will sich mit rund 200 Militärausbildern und weiterem Personal beteiligen. Auch Deutschland hat einen Beitrag in Aussicht gestellt. Der nun zwangsweise zurückgetretene Diarra hatte sich wiederholt für eine solche internationale Truppe ausgesprochen, Sanogo dagegen.