Merkel: Menschen müssen sich auf soziale Dienste verlassen können

Merkel: Menschen müssen sich auf soziale Dienste verlassen können
Bei der Verleihung des Deutschen Sozialpreises für herausragende Sozialreportagen hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Bedeutung der Wohlfahrtspflege hervorgehoben. Ihre Aufgabe sei es, für die Schwächeren einzutreten, sagte am Merkel am Dienstagabend in Berlin.

Die Menschen müssten sich auf soziale Dienste verlassen könnten. Jeder könne das erfahren, wenn er auf Hilfe angewiesen sei. Die Medien spielten eine wichtige Rolle, dafür ein Bewusstsein zu schaffen. An die Programmverantwortlichen gerichtet sagte die Kanzlerin: "Mal einen Krimi weniger und dafür was aus dem richtigen Leben."

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Die Spitzenverbände der Wohlfahrtspflege zeichneten vier Journalisten für ihre Sozialreportagen im rbb Fernsehen, im MDR Figaro und in der Wochenzeitung "Die Zeit" aus. Diakonie-Präsident Johannes Stockmeier, der auch Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege ist, überreichte die Preise bei einem Festakt in der Akademie der Künste.

Merkel sagte, die Wohlfahrtsverbände mit ihren mehr als 1,5 Millionen Beschäftigen seien auch als Arbeitgeber "ein Schwergewicht". Hinzu kämen 2,5 Millionen Ehrenamtliche und rund 85.000 Bundesfreiwillige. Der Erfolg des Bundesfreiwilligendienstes sei nicht selbstverständlich gewesen, sagte Merkel. Sie erinnerte die Wohlfahrtsverbände daran, dass sie die Einstellung des Zivildienstes zunächst kritisiert hatten. Ein Jahr nach der Einführung des Bundesfreiwilligendienstes seien die Zweifel offensichtlich verflogen. "Ehrlich gesagt haben wir mehr mit der Frage zu tun, wo wir mehr Geld herbekommen für die Freiwilligendienste als mit der Frage, wo wir mehr Bewerber herbekommen", sagte Merkel.

Merkel: Veränderungen treffen die Allerschwächsten

Die Kanzlerin ging auch auf die Krisenfolgen für soziale Sicherungssysteme ein. Auch die Anhäufung öffentlicher Schulden sei am Ende eine Gerechtigkeitsfrage. Die Krise in Griechenland zeige, dass die Veränderungen die Allerschwächsten träfen und nicht diejenigen, die ihr Geld längst in Sicherheit gebracht hätten, sagte Merkel.

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Der Deutsche Sozialpreis wurde zum 41. Mal verliehen. Gewinner aus insgesamt 450 Einsendungen waren in der Sparte Print Anita Blasberg und Christian Denso. Ihr Artikel "Unter Menschen", erschienen in der Wochenzeitung "Die Zeit", befasst sich mit der Entlassung von Sicherheitsverwahrten infolge eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs. Das Dossier schildert die unvorbereitete Rückkehr eines Mannes in eine Gesellschaft, die ihn fürchtet und verachtet.

In der Sparte Hörfunk erhielt Gabriele Stötzer (MDR Figaro) den Preis für eine Reportage über das berüchtigte DDR-Frauengefängnis Hoheneck. Die Autorin, die dort selbst inhaftiert war, schildert eindringlich das perfide Gefängnisregime und die Folgen bei den Opfern. Christel Sperlich wurde für ihren Beitrag "Hungerlohn trotz Vollzeitjob" (rbb Fernsehen) ausgezeichnet. Darin berichtet sie über drei Menschen, die trotz Ausbildung und Vollzeitbeschäftigung auf zusätzliche Hartz-IV-Bezüge angewiesen sind.

Der Deutsche Sozialpreis ist insgesamt mit 15.000 Euro dotiert und wird seit 1971 jedes Jahr an Print-, Hörfunk- und Fernsehjournalisten vergeben.