Kritik an Kampagne gegen Islamismus

Kritik an Kampagne gegen Islamismus
Eine neue Kampagne des Bundesinnenministeriums zu religiösem Fanatismus sorgt für Irritationen.

Die Leiterin der Bundes-Antidiskriminierungsstelle, Christine Lüders, zeigte sich am Dienstag in Berlin "befremdet" über die Aktion, mit der ein Beratungstelefon zur Hilfe gegen die Radikalisierung muslimischer Jugendlicher bekannter gemacht werden soll. Auf Plakaten unter der Überschrift "Vermisst" werden muslimisch aussehende junge Leute gezeigt, die in die Hände "religiöser Fanatiker und Terrorgruppen" abgerutscht seien.

"Die Motive wecken den Anschein der Stigmatisierung einer ganzen Gruppe", sagte Lüders. Irritierend sei zudem, dass laut Medienberichten muslimische Verbände wie die DITIB, der Verband islamischer Kulturzentren und der Zentralrat der Muslime nicht im Vorfeld über die Kampagne informiert worden seien. Die Verbände sind Teil der "Sicherheitspartnerschaft" zwischen Sicherheitsbehörden und Vertretern der Muslime.

Im Internet schon zu finden

Lüders wies darauf hin, dass die Plakate erst am 21. September aufgehängt werden sollen. "Da bleibt noch genug Zeit, um in Ruhe über Motive und Beweggründe der Kampagne nachzudenken", sagte sie mit Blick auf das Bundesinnenministerium. Im Internet - unter anderem auf der Seite der "Initiative Sicherheitspartnerschaft" und bei Facebook - sind die umstrittenen Motive jedoch bereits jetzt zu finden.

Die telefonische Hotline der "Beratungsstelle Radikalisierung", die mit der Kampagne beworben werden soll, wurde zu Jahresbeginn vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge eingerichtet. Besorgte Angehörige oder Freunde können sich dort melden, wenn sie vermuten, dass sich jemand aus ihrem Umfeld radikalisiert. Die ganze Werbekampagne kostet den Angaben zufolge 300.000 Euro.