"Familie Windscheidt: Der ganz normale Wahnsinn" (ZDF)

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"Familie Windscheidt: Der ganz normale Wahnsinn" (ZDF)
TV-Tipp des Tages: "Familie Windscheidt: Der ganz normale Wahnsinn", 19. November, 20.15 Uhr im Zweiten
Der Titel signalisiert eine unbekümmerte Familienkomödie, und tatsächlich hat der Film durchaus seine vergnüglichen Momente.

Der Titel signalisiert eine unbekümmerte Familienkomödie, und tatsächlich hat der Film durchaus seine vergnüglichen Momente. In ihrem Kern ist die Handlung jedoch ziemlich dramatisch. Umso angenehmer und überraschender ist Isabel Kleefelds Inszenierung, die aus dem Drehbuch von Martin Rauhaus gerade kein Drama  macht.

Eine ausgewachsene Depression

Die Geschichte beginnt mit der Entlassung Jochen Windscheidts aus der Klinik. Die berufliche Überlastung hatte den Architekten in eine Erschöpfung getrieben, die sich offenbar zu einer ausgewachsenen Depression entwickelt hat; er stand schon auf dem Dach seines Bürogebäudes. Erst nach und nach offenbart Rauhaus weitere Details aus der Vorgeschichte; dazu zählt auch ein Seitensprung von Jochens Gattin Susanne. Es handelte sich nicht mal um eine Affäre, sondern um einen einmaligen Ausrutscher nach einem Ehestreit; allerdings mit Jochens bestem Freund. Und weil das Schicksal einmal dabei ist, die Windscheidts mit existenziellen Prüfungen zu konfrontieren, stellt sich im Zuge einer Steuerprüfung raus, dass sich Jochens korrupter Kompagnon mit den Firmenrücklagen aus dem Staub gemacht hat. Jochen muss eine Hypothek auf das Einfamilienhaus der Windscheidts aufnehmen und hofft auf Susannes Gehaltszulage, aber die bringt es nicht übers Herz, ihm zu gestehen, dass ihre Beförderung gescheitert ist. Zu allem Überfluss wird auch noch ihre Mutter dement, der Vater ist überlastet, und die Geschwister zerstreiten sich über die Frage, wer sich um die Eltern kümmern soll.

Sämtliche Herausforderungen böten Stoff genug für jeweils eigene Filme; von der potenziellen Düsternis ganz zu schweigen. Natürlich hat Kleefeld keine Komödie inszeniert, das wäre auch nicht angemessen, und gerade Hendrik Duryn vermittelt durch sein Spiel immer wieder, wie schmal der Grat ist, auf dem Jochen seinen Weg zurück in den Alltag finden soll. Trotzdem zeichnet sich der Fernsehfilm durch eine gewisse Leichtigkeit aus, die von vornherein die Gewissheit vermittelt: Das Paar wird an diesen Prüfungen nicht zerbrechen. Als die beiden durch Zufall rausfinden, dass der älteste Sohn mit Drogen dealt, scheint Rauhaus die schlechten Nachrichten auf die Spitze zu treiben, aber die Geschichte verkraftet diesen weiteren Tiefschlag ebenso wie den Protest von Tochter Marie, die sich vernachlässigt fühlt und zu ihrer Mutter ziehen will. Jetzt wird erst richtig klar, dass die Windscheidts eine Patchwork-Familie sind. Die beiden älteren Kinder stammen aus früheren Beziehungen; auch das streut Rauhaus eher beiläufig ein.

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Dass man den Figuren bedingungslos durch alle diese Katastrophen folgt, ist nicht zuletzt eine Frage der Darsteller. Anja Kling und Hendrik Duryn sind als Paar ausgesprochen glaubwürdig. Auch die drei Kinder sind weit mehr als bloß Mitläufer und Stichwortgeber, alle drei spielen sehr natürlich. Gerade der kleine Aaron Kissiov wirkt nie wie ein typisches Filmkind, und Lilli Fichtner meistert die schwierige Szene, als Marie den Aufstand probt, mustergültig (Dritter im Bunde ist Samuel Schneider). Die Nebenfiguren sind gleichfalls treffend besetzt: Hermann Beyer als Susannes Vater, Hans-Jochen Wagner als ihr egoistischer Bruder oder Dieter Mann als wohlhabender Schwiegervater, auf dessen selbstgerechte Gönnerhaftigkeit Jochen dann doch lieber verzichtet. Das offene Ende der Geschichte legt eine Fortsetzung, doch darüber, teilt das ZDF mit, entscheide das Publikum.