TV-Tipp des Tages: "Polizeiruf 110: Die armen Kinder von Schwerin" (WDR)

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TV-Tipp des Tages: "Polizeiruf 110: Die armen Kinder von Schwerin" (WDR)
TV-Tipp des Tages: "Polizeiruf 110: Die armen Kinder von Schwerin", 9. August, 20.15 Uhr im WDR Fernsehen
Mikas Vater klaut mit zwei Freunden im Auftrag einer osteuropäischen Metallmafia alles an Buntmetallen, was nicht niet- und nagelfest ist. Als der Wortführer des Trios eines Tages tot in einer stillgelegten Fabrik hängt, sind nicht nur die Ganoven, sondern vor allem Mika in Gefahr.

Nach 15 Jahren, 31 Fällen, vielen herausragenden Filmen, vier wechselnden Partnern für Uwe Steimle und einem Grimme-Preis war vor drei Jahren Schicht für die "Polizeiruf 110"-Ermittler aus Mecklenburg-Vorpommern: Mit "Die armen Kinder von Schwerin" nahmen Hinrichs (Steimle) und Tellheim (Felix Eitner) ihren Abschied. Der fiel allerdings etwas trostlos aus, und das lag nicht allein an der freudlosen Geschichte. Auch wenn sich der NDR damals insbesondere bei Steimle bedankt hat: Es war ein offenes Geheimnis, dass sich der Schauspieler und Kabarettist abgeschoben fühlte. Der Sender wollte "eine inhaltliche Neuausrichtung des ‚Polizeirufs’, um die Marke für die Zukunft weiterzuentwickeln", was mit der Einführung des Rostocker Duo Bukow und König Team (Charly Hübner und Anneke Kim Sarnau) ja auch bestens gelungen ist.

Reiseführer ins Elend

Hinrichs und Steimle sind bei ihrem letzten Fall ohnehin weniger Ermittler, sondern eher eine Art Reiseführer ins Elend. Selbst wenn der Film mit eine Leiche beginnt: Dieser "Polizeiruf" ist kein Krimi, sondern ein Sozialdrama. Heimliche Hauptfigur der Geschichte ist der kleine Mika (von Joel Eisenblätter beinahe beängstigend gut gespielt). Sein Vater (Lars Eidinger) klaut mit zwei Freunden im Auftrag einer osteuropäischen Metallmafia alles an Buntmetallen, was nicht niet- und nagelfest ist. Als der Wortführer des Trios eines Tages tot in einer stillgelegten Fabrik hängt, sind nicht nur die Ganoven, sondern vor allem Mika in Gefahr: Die nächtliche Suche nach seinem Vater hat ihn unter anderem zu der Fabrik geführt, die Täter fürchten ihn als Zeugen. Und während Hinrichs und Tellheim noch versuchen, den Kleinkriminellen auf die Schliche zu kommen, wird Mika von den Drahtziehern entführt.

Das Drehbuch stammt von Eckhard Theophil, dessen Geschichten sich stets durch eine herzhafte Authentizität auszeichnen (Regie: Christine Hartmann). Seine größten Stärken hat der Film als Milieustudie der wegbrechenden Mittelschicht (eine Kneipe heißt sinnigerweise "Endstation"). Manche Nebendarsteller sind allerdings schicht untalentiert, das Tempo ist mitunter aufreizend gemächlich.

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Umso bemerkenswerter ist die Bildgestaltung durch Henner Besuch, der den herbstlichen Aufnahmen jeden Anflug von Heimeligkeit und Buntheit ausgetrieben hat, was die Freud- und Trostlosigkeit der Geschichte allerdings naturgemäß noch unterstreicht.