Jagdschutzverband: "Wir brauchen Grünbrücken, die funktionieren"

Jagdschutzverband: "Wir brauchen Grünbrücken, die funktionieren"
Nach Ansicht des Deutschen Jagdschutzverbands ist der Bau neuer Grünbrücken für Wildtiere über vielbefahrene Straßen dringend notwendig. "In Deutschland gibt es pro 500 Kilometer Bundesstraße oder Autobahn durchschnittlich nur eine Querungshilfe", kritisierte Sprecher Torsten Reinwald (Berlin) in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).
30.07.2012
epd
Hanna Spengler

Damit Tiere wandern und ihre Gene an weit entfernte Artgenossen weitergeben könnten, müssten jedoch die Flächen besser vernetzt werden. Nur so sei die genetische Vielfalt gesichert, wie sie für das Überleben der Art notwendig ist. Das gelte für Hirschkäfer ebenso wie für Haselmaus oder Hirsch.

Zwar sei die Notwendigkeit von Grünbrücken, Ottertunneln und anderen Querungshilfen inzwischen anerkannt. Die Frage des "Wie" sei jedoch noch nicht hinlänglich beantwortet. "Wir brauchen Grünbrücken, die funktionieren", sagte Reinwald. Dazu müsse sichergestellt werden, dass die Grünbrücken nicht nach zehn Jahren endeten "wie der Kahn auf dem Trockenen - eingeengt von neuer ICE-Trasse auf der einen Seite und Industriegebiet auf der anderen."

Noch vor wenigen Jahren habe der Bundesrechnungshof eine Grünbrücke in Schleswig-Holstein als Geldverschwendung gebrandmarkt, sagte Reinwald. Zu Unrecht, wie Wissenschaftler mittlerweile festgestellt hätten. Sie hätten knapp 100 Konfliktpunkte ermittelt, an denen sich Straßen und wichtige Wanderrouten von Tieren kreuzten, die schnell entschärft werden müssten.

Das Bundesprogramm Wiedervernetzung der Bundesregierung ermögliche jetzt, dass Querungshilfen im bestehenden Straßennetz auch ohne Konjunktursonderprogramme gebaut werden könnten. Bis 2020 will die Bundesregierung mehr als 90 Grünbrücken bauen.

Zwischen 220.000 und 250.000 Wildunfälle registrierten die Jäger bundesweit pro Jahr, davon 90 Prozent mit Rehen. Seit 1975 habe sich der Zahl der erfassten Wildunfälle verfünffacht, sagte Reinwald. Das Verkehrsaufkommen habe sich im selben Zeitraum vervierfacht.

Auf deutschen Autobahnen seien jetzt durchschnittlich 2.000 Fahrzeuge pro Stunde und Streckenabschnitt unterwegs, auf Bundesstraßen immerhin noch 375. Die Fernstraßen wirkten daher für Tiere "wie unüberwindbare Barrieren". Rothirsche hätten zum Beispiel Wanderrouten, die durch ganz Europa führten und seit Generationen genutzt würden.