Vatikanbeobachter: Dissonanzen in der Piusbruderschaft

Vatikanbeobachter: Dissonanzen in der Piusbruderschaft
Wenn die Piusbrüder das Versöhnungsangebot des Vatikans ablehnen, würde dies nach Einschätzung des Jesuitenpaters Bernd Hagenkord nicht das Ende der Annäherung zwischen Ordensgemeinschaft und Kirchenstaat bedeuten.

Er gehe vielmehr von einer baldigen Spaltung der Priesterbruderschaft St. Pius X. aus, sagte der Leiter der deutschsprachigen Abteilung von Radio Vatikan, Bernd Hagenkord, am Mittwoch dem epd. 

Hintergrund ist ein im Internet kursierendes vertrauliches Rundschreiben des Generalsekretärs der Bruderschaft, Christian Thouvenot. Darin heißt es, der Generalobere der Traditionalisten, Bernard Fellay, habe das jüngste Angebot der Glaubenskongregation als "eindeutig inakzeptabel" abgelehnt. Das Angebot folge nicht den Änderungsvorschlägen der Bruderschaft und kehre stattdessen auf frühere Verhandlungspositionen des Vatikan zurück.

Der Leiter der deutschsprachigen Abteilung von Radio Vatikan wertete das Schreiben als Zeichen für "Dissonanzen unter den Piusbrüdern". Die Veröffentlichung des Rundschreibens sieht er als Zeichen einer bevorstehenden Spaltung der Piusbrüder.

Die vatikanische Glaubenskongregation hatte den Traditionalisten vor kurzem den bislang der konservativen Gemeinschaft Opus Dei vorbehaltenen Sonderstatus einer Personalprälatur angeboten. Diese untersteht nicht dem zuständigen Ortsbischof sondern allein dem Papst. Im Gegenzug sollte Fellay sich durch die Unterzeichnung einer "lehrmäßigen Präambel" zu den Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) verpflichten. Die Piusbruderschaft entstand in den 60er Jahren aus Protest gegen die Reformen des Konzils.