Wehrbeauftragter warnt vor Überforderung der Soldaten

Wehrbeauftragter warnt vor Überforderung der Soldaten
Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hellmut Königshaus (FDP), hat vor einer Überbeanspruchung der Bundeswehrsoldaten durch lange Einsatzzeiten gewarnt. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und rheinische Präses Nikolaus Schneider würdigt die kirchliche Friedensarbeit und hält sie für unverzichtbar.

"Es besteht die Gefahr, dass die Bundeswehr überfordert wird", sagte Königshaus am Freitagabend in Königswinter. Als Beispiel verwies er auf eine Einheit aus Eckernförde. Von deren Soldaten hätten nur noch zwei funktionierende Familien und ein soziales Umfeld. Es gebe viele Scheidungen und Trennungen wegen der langen und häufigen Einsätze. Dieses Problem habe die Bundesregierung zu lange nicht erkannt.

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Ebenfalls belastend für die Soldaten ist nach Einschätzung des Wehrbeauftragten die Komplexität ihres Auftrags. Im Kosovo standen laut Königshaus in einer Situation einige Dutzend Soldaten mehr als tausend gewaltbereiten Demonstranten gegenüber und wurden sogar beschossen. Dabei wollten die Soldaten nach den Worten des FDP-Politikers unbedingt das Leben von Zivilisten schonen, mussten aber auch ihr eigenes Leben schützen. Die Bundeswehrangehörigen seien für polizeiliche Aufgaben ursprünglich nicht ausgebildet und ausgerüstet, sagte Königshaus bei einer Friedenskonsultation landeskirchlicher Friedensausschüsse und christlicher Friedensdienste.

Schneider: "Arbeit für gerechten Frieden ist kein Kürprogramm, sondern kirchliches Pflichtprogramm"

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und rheinische Präses Nikolaus Schneider würdigte das friedensethische Engagement der Kirchen. "Kirche des Friedens heißt, als aktiv für Frieden und Gerechtigkeit eintretende Kirche sichtbar und überzeugend zu sein", sagte er laut Redetext. Die kirchliche Friedensarbeit folge dem Leitbild des gerechten Friedens, betonte Schneider.

"Was Frieden in der Gemeinschaft, mit der Erde, in der Wirtschaft und zwischen den Völkern bedeutet, haben wir als Einzelkirchen wie auch im ökumenischen Gespräch zu entwickeln", sagte der Präses der gastgebenden rheinischen Landeskirche. Themen wie die neoliberale Marktwirtschaft, Klima- und Ressourcengerechtigkeit, weltweite Armut und die Situation von Kriegs- und Wirtschaftsflüchtlingen müssten weiter diskutiert werden. "Die Arbeit für einen gerechten Frieden ist kein Kürprogramm, sondern ein kirchliches Pflichtprogramm", mahnte der oberste Repräsentant des deutschen Protestantismus. Dies sei trotz Sparzwängen unverzichtbar.

Das Eintreten für eine Kultur des Friedens bedeutet laut Schneider auch, den interreligiösen Dialog stärker zu suchen. "Ich hoffe, dass das mit den muslimischen Gruppen in unserem Land besser gelingt." Der Dialog mit den islamischen Verbänden sei in den vergangenen Jahren unterbrochen gewesen, räumte der oberste Repräsentant des deutschen Protestantismus ein. In den kommenden Wochen wolle er erneut das Gespräch suchen, um über Themen wie den Salafismus zu reden.