Vatikan: Einigung mit Traditionalisten steht unmittelbar bevor

Vatikan: Einigung mit Traditionalisten steht unmittelbar bevor
Die Rückkehr der erzkonservativen Pius-Bruderschaft in die katholische Kirche steht nach Einschätzung von Kardinal Walter Brandmüller unmittelbar bevor.

Ein Großteil der Traditionalisten werde sich der Einigung mit dem Vatikan anschließen, sagte der ehemalige Präsident der päpstlichen Historikerkommission bei einem Empfang zu Ehren des 85. Geburtstags von Benedikt XVI am Montag in Rom. Gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" hatte sich zuvor auch die Bruderschaft optimistisch gezeigt, dass eine Einigung mit der Kurie über ihre volle Reintegration in die römisch-katholische Kirche unmittelbar bevorstehe.

Noch im März hatte der Vatikan eine Einigung mit der ultrakonservativen Pius-Bruderschaft abgelehnt. Die Differenzen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Bruderschaft könnten zurzeit noch nicht überwunden werden, hieß es damals. Damals hatte der Vatikan den Piusbrüdern eine weitere Frist bis Mitte April zu Klärung ihrer Position gesetzt. Die Glaubenskongregation hatte im September vergangenen Jahres eine "doktrinäre Präambel" an die Bruderschaft gerichtet, in der sie für die Treue zur Kirche nötige Grundprinzipien der katholischen Lehre und Kriterien für deren Interpretation aufstellte.

Die Piusbrüder gibt es seit dem 1. November 1970. Gründer ist der französische Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991), der 1988 wegen unerlaubter Bischofsweihen exkommuniziert wurde. Kritiker halten der Pius-Bruderschaft vor allem vor, eine Parallelkirche mit fundamentalistischen Strukturen aufzubauen. Papst Benedikt XVI. bemühte sich um Annäherung, indem er die Exkommunikation für die Bischöfe, darunter den Holocaust-Leugner Richard Williamson, aufhob, sowie die von den Traditionalisten als einzig gültig angesehene Messe im vorkonziliaren Ritus aufwertete und Gespräche mit der Bruderschaft aufnahm.

Neben der Öffnung hin zu der schismatischen Bruderschaft bezeichnete Brandmüller die Integration von übertrittswilligen Anglikanern in die katholische Kirche als weiteren Hauptakzent des Pontifikats von Benedikt XVI. Der ehemalige Kurienkardinal wertete die Bemühungen um eine Annäherung an die Traditionalisten und einen Teil der Anglikaner als Teil der Einheitsbestrebungen des Papstes. Unter Anglikanern habe die Eingliederung eines Teils ihrer Gemeinschaft "ungeheure Sprengkraft" entfaltet.