Bischöfe warnen an Weihnachten vor sozialer Kälte

Bischöfe warnen an Weihnachten vor sozialer Kälte
Weihnachten steht für Mitmenschlichkeit, Hoffnung und Nähe. Die Kirchen greifen diesen Gedanken auf und erinnern in einer Zeit gesellschaftlicher Spannungen an den Wert von Gemeinschaft und Zusammenhalt.
23.12.2025
epd
Von Stephan Cezanne (epd)

Frankfurt a.M. (epd). Angesichts von Krieg, Migration und sozialen Krisen rufen Bischöfe der beiden Kirchen mit Blick auf das Weihnachtsfest zum gesellschaftlichen Zusammenhalt auf. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, mahnte an, Humanität in der Asylpolitik zu wahren. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, bezeichnete es als Auftrag der Kirche, politische Orientierung zu geben und das Evangelium als Kraft gegen Spaltungen stark zu machen. Der Essener katholische Bischof Franz-Josef Overbeck betonte die Bedeutung eines verlässlichen Sozialstaats, der Generationengerechtigkeit wahrt und Altersarmut bekämpft.

Die Hamburger Bischöfin Fehrs plädierte im Interview mit der „Kölnischen Rundschau“ (Dienstag) für eine bessere Steuerung der Zuwanderung. Rückführungszentren außerhalb Europas lehnte sie ab. Zum Thema Integration sagte Fehrs: „Und was nicht geht, ist, dass Menschen mit Migrationshintergrund, auch solche aus der zweiten oder dritten Generation, pauschal als Bedrohung hingestellt werden.“ Das seien Menschen, ohne die „zum Beispiel unsere Pflegeheime gar nicht funktionieren würden“. Sie nehme es jedoch sehr ernst, wenn aus den Kommunen zu hören sei, dass sie an ihre Grenzen kämen.

Bätzing: „Kirche muss politisch sein“

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bätzing, schrieb den Kirchen eine bedeutende Rolle in gesellschaftspolitischen Debatten zu. „Kirche muss politisch sein, denn die Botschaft des Evangeliums ist politisch“, sagte der Limburger Bischof im ZDF-„Morgenmagazin“. Dabei wolle die Kirche keine Alltagspolitik betreiben. Vielmehr sei es der Kirche wichtig, „Orientierung zu geben in bestimmten Fragestellungen“, erläuterte Bätzing. So habe die Bischofskonferenz im vergangenen Jahr ein Papier zur Friedenspolitik zur Diskussion gestellt. Im kommenden Jahr werde ein Papier zum Verhältnis von Christen und Muslimen veröffentlicht.

Der Ruhrbischof Overbeck verwies in seiner Weihnachtsbotschaft auf die Bedeutung sozialer Gerechtigkeit. „Es braucht einen gerechten und verlässlichen Sozialstaat als Grundlage für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das Vertrauen in die staatliche Ordnung“, hieß es in seiner Weihnachtsbotschaft. Die Weihnachtsgeschichte fordere dazu auf, hilfsbedürftige Menschen zu unterstützen. Deutschland sei „ein Rechtsstaat, der die Würde des Menschen nicht nur achtet, sondern an die oberste Stelle stellt“, sagte er.

Warnung vor politischem Missbrauch des Christentums

Der Vorsitzende des Weltkirchenrats, Heinrich Bedford-Strohm, warnte vor einem „zunehmenden politischen Missbrauch“ des Christentums. Es dürfe nicht sein, dass die Politik das Christentum für eigene Zwecke missbrauche, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag) und verwies auf die Entwicklungen in den USA und Russland, aber auch die AfD.

US-Präsident Donald Trump gebe eine eigene Bibel heraus, trete aber zugleich grundlegende Orientierungen des Christentums mit Füßen, bezeichne Menschen als Tiere oder als Abschaum, gehe brutal gegen Flüchtlinge vor, sagte Bedford-Strohm. „Wir müssen gerade an Weihnachten dafür kämpfen, dass diese komplette Instrumentalisierung des Christentums für die eigenen politischen Zwecke aufhört“, forderte der frühere EKD-Ratsvorsitzende.