Berlin (epd). 13 Glockenschläge um 20.02 Uhr: An die 13 Todesopfer des islamistischen Terroranschlags auf den Weihnachtsmarkt an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche im Jahre 2016 ist am Freitag in Berlin erinnert worden. In der evangelischen Kirche auf dem Breitscheidplatz fand eine ökumenische Gedenkandacht mit Hinterbliebenen und Vertretern der Schausteller statt, die am 19. Dezember 2016 zu den Ersthelfern gezählt hatten. Im Anschluss wurde auf den Stufen vor der Kirche still der Toten gedacht, ehe zum damaligen Anschlagszeitpunkt die Kirchenglocken ein Mal für jedes Opfer schlugen.
An den Gedenkfeierlichkeiten nahm auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) teil. Die Berliner Generalsuperintendentin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Julia Helmke, rief bei der Gedenkandacht dazu auf, die Erinnerung an das Geschehene wachzuhalten und für ein friedliches Miteinander und gegenseitigen Trost in schweren Stunden einzustehen. Der Terroranschlag vom 19. Dezember 2016 habe Berlin als Stadt, als Gesellschaft und Gemeinschaft bis heute verändert.
Angriff auf Fundament der Menschlichkeit
Mit Blick auf die seit dem Anschlag vergangenen 3.285 Tage und Nächte sagte Helmke: „Schmerz verändert sich, Trauer verändert sich - der Verlust bleibt.“ Der Anschlag habe Menschen aus aller Welt getroffen, die in Berlin zu Gast waren. Terrorismus greife das Fundament der Menschlichkeit an und ziele daher gerade auf Orte, die Begegnung und Lebensfreude symbolisierten oder auch die freie Ausübung von Religion, sagte die Generalsuperintendentin mit Blick auch auf den antisemitischen Anschlag auf die Chanukka-Feier am Bondi Beach in Sydney vor wenigen Tagen.
Opfer aus sechs Ländern
Bei dem Berliner Terroranschlag hatte vor neun Jahren ein aus Tunesien stammender Islamist einen Sattelschlepper in die Besuchermenge des Weihnachtsmarktes gesteuert, der sich um die Kirche herum am Breitscheidplatz in der westlichen Berliner Innenstadt befindet. Dabei starben zwölf Menschen, Dutzende wurden verletzt. Das 13. Opfer erlag im Oktober 2021 den Folgen seiner schweren Verletzungen. Die Opfer kamen außer aus Deutschland auch aus fünf weiteren Ländern, aus Polen, Israel, Italien, der Ukraine und Tschechien.
Hinterbliebene leiden bis heute
Die Sprecherin der Betroffenen von 2016, Astrid Passin, informierte bei der Andacht vor rund 200 Menschen, dass vor wenigen Tagen der krebskranke Ehemann einer 2016 Getöteten gestorben sei. Er hatte sich seither zusammen mit anderen Hinterbliebenen für Erinnerung und Aufarbeitung eingesetzt. Passin erinnerte in diesem Jahr außerdem an die Kinder der damaligen Opfer und Hinterbliebenen. Sie seien auch Träger von Erinnerung und von Hoffnung.
Auf den Stufen vor der Kirche befindet sich das Mahnmal „Der Riss“, in das die Namen der 13 Opfer eingraviert sind. Das Mahnmal markiert die Stelle, an der der Attentäter damals den Sattelschlepper in die Besuchermenge gesteuert hatte. Am Jahrestag standen dort wiederum Fotos der Opfer und zahlreiche Kerzen. Musikalisch gestaltet wurde die Gedenkandacht von der Sängerin Jocelyne B. Smith. Sie sang den Song „Shine A light“.



