M23-Rebellen setzen Offensive im Kongo trotz Friedensabkommen fort

M23-Rebellen setzen Offensive im Kongo trotz Friedensabkommen fort
Im Ostkongo haben die M23-Rebellen die Stadt Uvira eingenommen. Dabei wurde erst vor wenigen Tagen ein Friedensabkommen geschlossen.
10.12.2025
epd
Von Birte Mensing (epd)

Nairobi, Kinshasa (epd). Trotz eines kürzlich unterzeichneten Friedensabkommens setzen die M23-Rebellen ihre Offensive im Ostkongo fort. Lokalen Medien zufolge nahm die Bewegung am Mittwoch die strategisch wichtige Stadt Uvira in der Provinz Süd-Kivu ein. Das Militär habe die Stadt zuvor verlassen, berichtete der UN-finanzierte Sender Radio Okapi. Mehrere Zeugen bestätigten demnach die Präsenz der Rebellen in den Hauptverkehrsstraßen der Stadt.

Der M23-Sprecher Lawrence Kanyuka erklärte auf der Internetplattform X, dass Uvira „befreit“ worden sei. Die rund 700.000 Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt rief er auf, ruhig zu bleiben und ihren Beschäftigungen nachzugehen.

Millionenstädte erobert

Die M23-Rebellen haben seit Anfang des Jahres zunehmend Gebiete im rohstoffreichen Ostkongo unter ihre Kontrolle gebracht. Auch die Millionenstädte Goma und Bukavu wurden von ihnen erobert. Nach Angaben der UN werden sie von Ruanda militärisch, finanziell und personell unterstützt. Erst vergangene Woche hatten die Präsidenten Kongos und Ruandas, Félix Tshisekedi und Paul Kagame, in Washington ein von den USA vermitteltes Friedensabkommen unterzeichnet.

Seit der Eroberung von Bukavu durch die Rebellen diente die Stadt Uvira, die nahe der Grenze zu Burundi liegt, als Verwaltungszentrum von Süd-Kivu. Am Dienstagabend hatte Gouverneur Jean-Jacques Purusi laut Radio Okapi Berichten über eine Einnahme der Stadt noch widersprochen. Am Mittwochmorgen war die Lage in Uvira demnach zunächst ruhig.

Rückschlag für Friedensbemühungen

Die neuerliche M23-Offensive ist ein Rückschlag für die Bemühungen um Frieden in der Region. Die internationale Kontaktgruppe für die Region der Großen Seen, deren Vorsitz Deutschland innehat, äußerte sich am Dienstagabend besorgt über die Gewalt und warnte vor einer Destabilisierung der gesamten Region. Die Kontaktgruppe, der neben Deutschland unter anderem die USA, die EU sowie Belgien und Großbritannien angehören, rief die M23-Rebellen und die ruandische Armee auf, die Offensive zu stoppen.

In den vergangenen Tagen hatten die M23-Kämpfer bereits mehrere Ortschaften eingenommen. Lokale Medien berichten von Fluchtbewegungen Richtung Burundi. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind seit Anfang Dezember mehr als 200.000 Menschen wegen der neuerlichen Auseinandersetzungen auf der Flucht. Mindestens 74 Menschen seien bei Kämpfen in Süd-Kivu getötet worden.

Wertvolle Bodenschätze

Der Osten des Kongo ist seit mehr als 30 Jahren Schauplatz von blutigen Konflikten. Zahlreiche Rebellengruppen und die Armee kämpfen um die Macht und Kontrolle über die Bodenschätze. Die seltenen Erden, Metalle und Erze wie Coltan sind auf dem Weltmarkt gefragt, zum Beispiel für die Produktion von Smartphones und Elektroautos.