Studie: Mehr Opfer weiblicher Genitalverstümmelung in Deutschland

Studie: Mehr Opfer weiblicher Genitalverstümmelung in Deutschland
Weibliche Genitalverstümmelung beeinträchtigt Betroffene ein Leben lang. Die Zahl der Frauen in Deutschland, die eine solche Gewalttat erlebt haben oder davon bedroht sind, hat einer Schätzung zufolge deutlich zugenommen.

Berlin (epd). Die Zahl der von weiblicher Genitalverstümmelung betroffenen Mädchen und Frauen in Deutschland ist einer neuen Studie zufolge deutlich gestiegen. Die Zahl der betroffenen Volljährigen wird auf rund 86.500 geschätzt, wie das Bundesfamilienministerium am Mittwoch in Berlin mitteilte. Darüber hinaus könnten demnach etwa 11.100 Mädchen betroffen sein, noch einmal bis zu 25.000 Mädchen gelten als gefährdet.

Eine vorherige Schätzung aus dem Jahr 2017 war auf 47.359 betroffene Frauen gekommen. Diese Zahl wäre damit innerhalb weniger Jahre um mehr als 80 Prozent gestiegen. Die Zahl der gefährdeten Mädchen wurde 2017 auf lediglich 5.684 geschätzt.

„Unvorstellbare Form geschlechtsspezifischer Gewalt“

Für die neue Studie hatte das Unternehmen Prognos im Auftrag des Familienministeriums Daten der Ausländerstatistik des Statistischen Bundesamts ausgewertet. Konkret ging es um Frauen und Mädchen ohne deutschen Pass aus einem von 31 Herkunftsländern, in denen weibliche Genitalverstümmelung praktiziert wird. Um die mögliche Betroffenheit oder Gefährdung zu beurteilen, wurden unter anderem ihr Alter und ihr Aufenthaltsstatus einbezogen sowie die Frage, welcher Zuwanderungsgeneration sie angehören.

Die parlamentarische Staatssekretärin im Familienministerium, Mareike Wulf (CDU), nannte die neuen Schätzungen „erschütternd“. Weibliche Genitalverstümmelung sei „eine schier unvorstellbare und besonders schwere Form geschlechtsspezifischer Gewalt“. Unter den physischen und psychischen Folgen litten Betroffene ein Leben lang.

Wulf wies darauf hin, dass weibliche Genitalverstümmelung in Deutschland strafbar ist, auch wenn sie im Ausland geschieht. „Aber Gesetzgebung allein reicht leider nicht aus“, fügte sie hinzu. „Wir müssen alles dafür tun, Frauen und Mädchen in Deutschland wirksam davor zu schützen.“ Dazu fördere das Ministerium verschiedene Projekte zur Prävention und Aufklärung.