Forscher dringen auf verpflichtenden Nutri-Score

Forscher dringen auf verpflichtenden Nutri-Score
Vor fünf Jahren wurde in Deutschland der freiwillige Nutri-Score eingeführt. Doch nur ein Bruchteil der Lebensmittelhersteller nutzt das Kennzeichen. Ernährungs-Experten fordern daher eine gesetzliche Pflicht.

Berlin (epd). Fünf Jahre nach Einführung des freiwilligen Nutri-Score fordern Forschende eine gesetzliche Pflicht für das Lebensmittel-Kennzeichen. Es sei nicht zu erwarten, dass ohne gesetzliche Vorgaben mehr Hersteller das Kennzeichnungssystem für ihre Produkte verwenden, sagte die Verbraucherforscherin Anke Zühlsdorf von der Universität Göttingen bei der Vorstellung einer Online-Befragung am Mittwoch in Berlin.

Im Auftrag der Verbraucherorganisation Foodwatch ermittelten Zühlsdorf und der Göttinger Agrarökonom Achim Spiller, wie Konsumentinnen und Konsumenten zum Nutri-Score stehen. Der Studie zufolge ist das Vertrauen in das Label wenig ausgeprägt, und es bestehen einige Unsicherheiten in der Anwendung. Viele wüssten nicht, dass es sich um ein unabhängiges und wissenschaftlich basiertes Kennzeichen handle. Immerhin 61 Prozent wünschen sich den Angaben zufolge eine verbindliche Kennzeichnung aller Produkte. Spiller betonte, nur so könne der Nutri-Score einen relevanten Beitrag für eine gesündere Ernährung leisten.

Nicht einmal jede 6. Firma nutzt das Label

Das in Frankreich entwickelte Label wird in mehreren EU-Ländern verwendet. In Deutschland wurde es 2020 unter Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) eingeführt. Es gibt Orientierung darüber, wie gesund ein Lebensmittel ist, und hilft, Lebensmittel innerhalb von Produktgruppen hinsichtlich ihres Nährwertprofils zu vergleichen. Nach Angaben von Foodwatch nutzen von insgesamt rund 6.000 Lebensmittelherstellern in Deutschland derzeit etwa 960 Firmen mit 1.420 Marken die Nährwertkennzeichnung in Ampelfarben.

Einige Unternehmen seien nach der Einführung wieder aus dem Nutri-Score ausgestiegen, auch als Reaktion auf einen überarbeiteten Bewertungs-Algorithmus, ergänzte Foodwatch-Mitarbeiterin Luise Molling. Sie appellierte an Bundesernährungsminister Alois Rainer (CSU), das Label national verpflichtend umzusetzen und mit einer Kampagne darüber zu informieren.