Studie: Alleinerziehende empfinden Armut besonders stark

Studie: Alleinerziehende empfinden Armut besonders stark
Finanzieller Mangel schränkt Eltern ein. Eine Studie macht darauf aufmerksam, dass auch das subjektive Empfinden von Armut die Erzieherrolle beeinträchtigt.

Wiesbaden (epd). Alleinerziehende empfinden nach einer Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) Armut besonders stark. Das Gefühl, nur „mit großen Schwierigkeiten“ mit dem Haushaltseinkommen klarzukommen, wirke sich psychisch negativ auf die Elternrolle aus, erklärte Jan Brülle vom BiB in Wiesbaden am Mittwoch. Tatsächlich seien Alleinerziehende die größte armutsgefährdete Gruppe unter den Familien: 25,6 Prozent von ihnen hätten im Jahr 2023 weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens verdient.

Es folgten nach Brülles Angaben Familien mit drei und mehr Kindern, von denen 18,4 Prozent armutsgefährdet seien. Armut werde aber je nach Haushaltstyp unterschiedlich empfunden. Die subjektiv empfundene Armut sei bei Alleinerziehenden leicht höher als die objektive, 26,7 Prozent sagten, das Einkommen reiche nicht aus. Bei den kinderreichen Familien sei die subjektiv empfundene Armut geringer als die objektive, 15,8 Prozent äußerten sich entsprechend.

Dies wirke sich auf die Elternrolle und die Beziehung zu den Kindern aus. Unter den Familien, die sich als arm empfinden, hätten fast doppelt so viele Alleinerziehende das Gefühl, ihrer Elternrolle nicht gerecht zu werden, wie Eltern in einer Familie mit mindestens drei Kindern.

Kinderbetreuung ist Voraussetzung für Erwerbsfähigkeit

Armutsgefährdet seien vor allem Personen, die nicht erwerbstätig sind, erläuterte Sebastian Will vom BiB. Dabei sei bei der am stärksten armutsgefährdeten Familiengruppe, den Alleinerziehenden, die Erwerbstätigkeit unter Müttern am höchsten. 19,1 Prozent von ihnen seien nicht erwerbstätig, bei Müttern mit Partner und mindestens drei Kindern seien es 39,6 Prozent. Das Einkommen in bestimmten Familienformen, insbesondere von Alleinerziehenden, reiche teilweise nicht aus, um eine Armutsgefährdung zu vermeiden, folgerte Will. Ein Schlüssel zur Verbesserung der Erwerbstätigkeit sei eine verlässliche und flexible Kinderbetreuung. Dazu müssten staatliche Transferleistungen passgenau ein zu geringes Einkommen ergänzen.