Studie: Migranten offener für religiöse Vielfalt

Studie: Migranten offener für religiöse Vielfalt
Menschen mit Migrationshintergrund sind laut Vielfaltsbarometer 2025 vergleichsweise offen für religiöse und ethnische Vielfalt, fühlen sich aber häufig benachteiligt.

Stuttgart, Berlin (epd). Menschen mit Migrationshintergrund akzeptieren in Deutschland religiöse und ethnische Vielfalt stärker als nicht zugewanderte Menschen, sind aber bei sexueller Orientierung zurückhaltender. Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Sonderauswertung des Vielfaltsbarometers 2025 der Robert Bosch Stiftung hervor. Grundlage sind repräsentative Daten von mehr als 4.700 Befragten ab 16 Jahren.

Demnach bewerten Menschen mit Migrationshintergrund religiöse Vielfalt mit 41 Punkten deutlich offener als Befragte ohne diesen Hintergrund (31 Punkte). Auch ethnische Vielfalt findet bei Zuwanderern und ihren Nachkommen mehr Zustimmung (62 zu 54 Punkten). Dagegen zeigen sich Menschen ohne Migrationshintergrund bei sexueller Orientierung toleranter (72 zu 63 Punkten).

Eigene Benachteiligung macht partiell sensibler

Raphaela Schweiger, Leiterin des Migrationsprogramms der Robert Bosch Stiftung, analysierte, wer selbst Benachteiligung erlebt habe, sei oft sensibler gegenüber ethnischen und religiösen Unterschieden, bei anderen Themen aber zurückhaltender. Auffällig ist auch das Gefühl gesellschaftlicher Benachteiligung: Rund 40 Prozent aller Befragten fühlen sich als Bürger zweiter Klasse, unabhängig von der Herkunft. Unter Migranten sind es 41 Prozent. Besonders ausgeprägt ist dieses Empfinden in Ostdeutschland (48 Prozent). Zugleich geben drei Viertel der Menschen mit Migrationshintergrund an, wegen ihres Aussehens, Akzents oder ihrer Kleidung Diskriminierung zu erfahren.

Bei der Bewertung von Zuwanderung spielt die Herkunftsregion eine Rolle: Vier von fünf Befragten begrüßen Migration aus Nord- und Westeuropa. Deutlich kritischer sehen die Befragten Zuwanderung aus Osteuropa (45 Prozent Zustimmung), Südasien (41 Prozent), Afrika (36 Prozent) und dem Nahen Osten (weniger als ein Drittel). Breite Unterstützung gibt es für ausländische Studierende (75 Prozent), Kriegsflüchtlinge (72 Prozent) und Arbeitskräfte (71 Prozent).

Die Autoren der Studie sehen in den Ergebnissen ein deutliches Signal: Akzeptanz und gesellschaftlicher Zusammenhalt hingen stark von eigener Lebenslage und sozialem Umfeld ab. „Um Vorurteile abzubauen, braucht es gezielten Dialog, Bildung und konsequente Bekämpfung von Diskriminierung“, sagte Schweiger.