Missbrauch im Bistum Passau: 672 Kinder und Jugendliche betroffen

Missbrauch im Bistum Passau: 672 Kinder und Jugendliche betroffen
Die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche ist einen Schritt weiter. Die Universität Passau hat am Montag Zahlen für das Bistum Passau veröffentlicht.

Passau (epd). Im Bistum Passau sind laut einer Studie Hunderte Minderjährige von Klerikern missbraucht und misshandelt worden. Mindestens 672 Kinder und Jugendliche seien seit 1945 schweren Übergriffen durch Priester ausgesetzt gewesen, sagte der Leiter der „Studie zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs und körperlicher Gewalt an Minderjährigen im Bistum Passau“, Marc von Knorring, in einer am Montag veröffentlichten Stellungnahme. Ermittelt wurden 154 Beschuldigte oder überführte Täter. Drei Jahre lang hatte ein Forscherteam der Universität Passau an der Studie gearbeitet.

Es sei geschehen, „was niemals hätte geschehen dürfen“, sagte Knorring: „Die Opfer leiden ein Leben lang an den Folgen.“ Die laut Studie 154 Beschuldigten oder überführten Täter seien nicht allein verantwortlich gewesen. Verantwortlich waren nach den Erkenntnissen der Forscher „bestimmte Denk- und Handlungsweisen innerhalb des Systems Kirche“. Das habe in der Vergangenheit dazu geführt, dass „eine Reihe von Bischöfen und Generalvikaren in zahlreichen Fällen den Schutz der Institution Kirche und der Priesterschaft über das Wohl von Betroffenen stellten“.

Forschung reicht bis 2022

Seit Herbst 2022 hat ein Forschungsteam der Uni Passau unter Leitung des Historikers Marc von Knorring an der Studie zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs und körperlicher Gewalt an Minderjährigen im Bistum Passau gearbeitet. Ende November wurde die Studie mit dem Titel „Sexueller Missbrauch und körperliche Gewalt. Übergriffe auf Minderjährige durch katholische Geistliche im Bistum Passau 1945 bis 2022“ der Unabhängigen Aufarbeitungskommission, dem Unabhängigen Betroffenenbeirat und dem Passauer Bischof Stefan Oster übergeben. Seit Montag ist die 400 Seiten starke Studie öffentlich.