Expertin: Rentenpaket bringt Frauen wenig

Expertin: Rentenpaket bringt Frauen wenig
Der Bundestag hat das Rentenpaket verabschiedet. Die speziellen Belange von Frauen fänden dabei kaum Berücksichtigung, meint die Soziologin Katja Möhring.
05.12.2025
epd
epd-Gespräch: Christina Neuhaus

Berlin (epd). Frauen bekommen im Durchschnitt deutlich weniger Rente als Männer. Die spezielle Lage von Frauen werde beim gerade verabschiedeten Rentenpaket der Bundesregierung allerdings „relativ wenig“ berücksichtigt, sagte die Soziologin Katja Möhring dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Das gelte auch für die sogenannte Mütterrente III, die zusätzliche Rentenpunkte für Kindererziehungszeiten vorsieht.

Hauptgrund für die geringeren Renten von Frauen, insbesondere Müttern, seien deren Erwerbsbiografien, sagte Möhring, die dazu kürzlich eine Studie mitverfasst hat. „Bei Müttern ist es so, dass gerade in Westdeutschland viele erst einmal lange nicht gearbeitet haben und dann nur in Teilzeit tätig waren. Entsprechend niedrig ist die Rente.“

Dies könne durch die Mütterrente III nicht aufgewogen werden, sagte die Bamberger Soziologin. „Es kommt bei der einzelnen Frau relativ wenig an, die Rede ist ja von etwa 20 Euro im Monat“, erläuterte sie. „Und die werden auch noch ohne jede Vermögens- oder Einkommensprüfung verteilt, also nach dem Gießkannenprinzip.“

Rentnerinnen oft in Minijobs tätig

Die „Aktivrente“ wiederum, eine Steuerbefreiung für Einkünfte aus Erwerbstätigkeit im Rentenalter, komme „vermutlich eher privilegierten Menschen zugute“, sagte die Expertin voraus. „Man muss ja überhaupt erstmal weiterarbeiten können nach der Regelaltersgrenze. Und dann muss man auch entsprechend verdienen, damit sich diese Steuerbefreiung lohnt.“

Aus der Forschung sei bekannt, „dass Frauen, die im Rentenalter weiterarbeiten, das eher als Männer aus finanzieller Not heraus tun“, führte Möhring aus. Die Frauen seien dann in der Regel in Minijobs tätig - „da bringt die Aktivrente natürlich gar nichts“.

Es geht auch um „kulturellen Wandel“

Bei der Frage, wie künftig eine auskömmliche Rente für Frauen sichergestellt werden könne, sagte Möhring, hier gehe es „weniger um Rentenpolitik als um Familienpolitik“. Das zeigten auch internationale Vergleiche. Möhring verwies auf den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder, der nächstes Jahr startet. „Da wird es interessant sein, zu beobachten, ob das etwas bei der Erwerbsbeteiligung von Frauen ändert.“

Möhring kritisierte, dass es „von staatlicher Seite teils gegenläufige Anreize“ gebe. So unterstütze etwa das Ehegattensplitting in der Einkommensteuer weiterhin Paare mit sehr unterschiedlichen Gehältern. Allerdings gehe es „auch ein Stück weit um einen kulturellen Wandel“, fügte die Forscherin hinzu. „Wir haben es bei diesem Thema mit jahrzehntelang eingeübten Verhaltensmustern zu tun.“