Wiesbaden (epd). „KI-Ära“ ist das Wort des Jahres 2025. „Die Künstliche Intelligenz (KI) ist aus dem Elfenbeinturm der wissenschaftlichen Forschung herausgetreten und hat die Mitte der Gesellschaft erreicht“, begründete die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) am Freitag in Wiesbaden die Wahl. Die neue Ära berge viele Chancen, aber ebenso Risiken des Missbrauchs und eines Verlustes an eigenständigem, kritischem Denken und Schreiben.
Auf den zweiten Platz wählte die Jury das Wort „Deal“. Der englische Begriff werde infolge des Gebrauchs durch den US-Präsidenten Donald Trump immer häufiger im Deutschen anstelle von Kompromiss, Verhandlungsergebnis, Abkommen oder Vertrag gebraucht. „Mit Assoziationen von Hemdsärmeligkeit bis Drogenkriminalität steht er für eine Politik, die sich ungeschönt dazu bekennt, eigene wirtschaftliche Interessen an die erste Stelle zu setzen und dabei die Belange anderer und deren Recht auf territoriale Integrität, kulturelle Selbstbestimmung und Wohlstand zu ignorieren.“
„Land gegen Frieden“ als US-Plan für Ukraine
Den Ausdruck „Land gegen Frieden“ wählte die Jury an dritter Stelle. Er benenne die Forderung des bekannt gewordenen Entwurfs eines US-Plans, dass die Ukraine es akzeptieren müsse, Gebiete an Russland zu verlieren, um einen Waffenstillstand oder Friedensvertrag zu erreichen. Das Modell, für das auch Ausdrücke wie Kapitulationsfrieden oder schlicht Erpressung zu finden seien, werde von Fachleuten und in der Politik weithin als nicht praktikabel angesehen, da Gebietsabtretungen allein keine Garantie für einen dauerhaften Frieden seien.
Zu den folgenden Wörtern des Jahres gehören „Sondervermögen“ für die Schuldenaufnahme des Bundes für Investitionen, „Wehrdienst-Lotto“ für ein Losverfahren bei Wiedereinführung der Wehrpflicht und „Drohnisierung“ für den massiven Einsatz von Drohnen im Krieg Russlands gegen die Ukraine. Die weiteren Wörter des Jahres sind „Strafzölle“ als eine der bevorzugten Maßnahmen des US-Präsidenten Trump, „Wohlstandsverlust“ als befürchtete Folge der längerfristigen Rezession der deutschen Wirtschaft, „klimamüde“ für das Nachlassen beim Klimaschutz und „Vertiktokung“ für den Einfluss von Social Media auf Meinungen.
Aktion kürt Wörter nach Bedeutsamkeit
Mit der Aktion „Wörter des Jahres“ kürt die Gesellschaft für deutsche Sprache seit 1977 Wörter und Wendungen, die das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben eines Jahres sprachlich in besonderer Weise bestimmt haben. Die Jury, bestehend aus dem Hauptvorstand der Gesellschaft sowie den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, wählt unter mehreren Tausend Belegen aus Medien und Einsendungen zehn Wörter aus, die in der öffentlichen Diskussion vorherrschend waren und ein Jahr sprachlich geprägt haben.
Bestimmend für die Auswahl der Wörter des Jahres ist nach Angaben der Gesellschaft für deutsche Sprache deren Popularität und Bedeutsamkeit, nicht die Häufigkeit der Nutzung. Die Liste solle „den sprachlichen Nerv des Jahres treffen“ und sei ein Beitrag zur Zeitgeschichte. Im vergangenen Jahr war „Ampel-Aus“ das „Wort des Jahres“. Es bezog sich auf das Zerbrechen der Bundestagskoalition von SPD, Grünen und FDP im November 2024.



