Rechtsanspruch auf Ganztag: Zehntausende Plätze fehlen noch

Rechtsanspruch auf Ganztag: Zehntausende Plätze fehlen noch
Im nächsten Sommer tritt die erste Stufe des Rechtsanspruchs auf eine Ganztagsbetreuung in der Schule in Kraft. Vor allem westdeutsche Länder müssen einem Regierungsbericht zufolge dafür noch kräftig Plätze schaffen.

Berlin (epd). Zur Erfüllung des Rechtsanspruchs auf eine Ganztagsbetreuung müssen vor allem westdeutsche Bundesländer bis zum Sommer nächsten Jahres noch Zehntausende Plätze schaffen. Um den Bedarf für Kinder der ersten Klasse abzudecken, werden bei konstanter Entwicklung rund 30.000, bei steigendem Interesse bis zu 65.000 zusätzliche Plätze benötigt, heißt es im am Mittwoch vom Bundeskabinett beschlossenen Bericht der Bundesregierung zum Ausbaustand der Ganztagsbetreuung in Schulen.

Am 1. August tritt die erste Stufe des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung in Kraft, zunächst nur für Erstklässler. Bis zum Schuljahr 2029/30 soll der Rechtsanspruch für alle Kinder von der ersten bis zur vierten Klasse gelten. Bis dahin müssen die Länder dem Bericht zufolge zwischen 190.000 und 339.000 zusätzliche Plätze schaffen. Die Ausbaugeschwindigkeit müsse beibehalten werden, konstatiert der Bericht.

Fehlende Plätze vor allem im Westen

Die Verantwortlichen in den Ländern rechneten damit, „dass sie zu Beginn des Rechtsanspruchs im Schuljahr 2026/27 ein (eher) bedarfsdeckendes Angebot vorhalten können“, heißt es im Bericht. Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) appellierte, den Ausbau weiter voranzutreiben.

Im Schuljahr 2023/24 besuchten den Angaben zufolge rund 1,9 Millionen aller Grundschülerinnen und Grundschüler eine Ganztagsschule oder einen Hort. Das waren 57 Prozent und damit ein Prozentpunkt mehr als im Jahr davor. Zwischen West und Ost gibt es dabei deutliche Unterschiede: In den westdeutschen Ländern waren demnach 51 Prozent der Grundschulkinder im Ganztag, in den ostdeutschen 84 Prozent. Das liegt auch daran, dass im Osten Ganztagsangebote bereits verbreitet sind. Ausbaubedarf besteht damit vor allem im Westen, zumal insgesamt der Wunsch von Eltern nach einem Ganztagsplatz steigt.