Frankfurt a.M. (epd). Im Zusammenhang mit Fällen mutmaßlicher Polizeigewalt im 1. Frankfurter Polizeirevier sind weitere Anschuldigen öffentlich geworden. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt bestätigte dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Dienstag, dass zwei weitere Ermittlungsverfahren eingeleitet worden seien, unter anderem gegen einen Staatsanwalt. Anstoß habe eine Presseanfrage des Hessischen Rundfunks gegeben.
Der HR berichtete am Dienstag von den Erlebnissen einer Rechtsreferendarin, die die Polizeibeamten des 1. Reviers bei ihrer Arbeit begleiten konnte. Dabei nahm die Frau auch an der Festnahme eines alkoholisierten Mannes teil, der sich unbefugt in eine Restaurantküche begeben hatte. Auf dem Weg ins Revier habe eine Polizistin mehrfach den Kopf des mit Handschellen gefesselten Mannes gegen die Autoscheibe geschlagen. Zudem habe der Fahrer der Wagens mehrere Male absichtlich so abrupt gebremst, dass der Festgenommene gegen Vordersitze und Mittelkonsole geprallt sei. Später sei ihm der Mund mit Klebeband zugeklebt worden.
Auch Staatsanwalt soll untätig geblieben sein
Die Rechtsreferendarin habe nach der Schicht den für ihre Betreuung zuständigen Staatsanwalt in ihrer Referendariatsstation auf das Geschehen angesprochen. Dieser habe die Vorkommnisse zwar als „krass“ bezeichnet, aber von weiteren Maßnahmen abgesehen. Mit der Recherche des HR konfrontiert habe die Staatsanwaltschaft Frankfurt sofort Ermittlungen gegen unbekannt aufgenommen, sagte Oberstaatsanwalt Dominik Mies dem epd. Im Raum steht der Anfangsverdacht der Körperverletzung im Amt gegen die an dem Einsatz beteiligten Beamten und der Strafvereitelung im Amt gegen den Betreuer der Rechtsreferendarin.
Bereits seit Oktober laufen Ermittlungen gegen 17 Beamte der Dienststelle wegen gewalttätiger Übergriffe bei Festnahmen. Eine der fünf Dienstgruppen des Reviers wurde in der Zwischenzeit aufgelöst, auch ließ Landesinnenminister Roman Poseck (CDU) die Leitung des Reviers austauschen.



